ZürichMehr Leute teilen sich heute eine Wohnung
Der Anteil an gemeinnützigen Wohnungen in Zürich wächst. Doch die Stadt will noch viel mehr – und unter anderem die Wohnfläche pro Person verringern.
Lange galt im Wohnungsbau das Credo: Je grösser, desto besser. Von 1970 bis 2013 hat in Zürich die durchschnittliche Wohnfläche pro Person um 11 Quadratmeter zugenommen. Zumindest im städtischen und gemeinnützigen Wohnungsbau gibt es nun einen Gegentrend. «Wir bauen heute so, dass wieder mehr Personen in einer Wohnung leben», sagte der Stadtzürcher Finanzdirektor Daniel Leupi (Grüne) am Dienstag an einer Medienkonferenz.
So waren vor einigen Jahren neue städtische 4,5-Zimmer-Wohnungen noch 110 bis 115 Quadratmeter gross, heute sind es noch 95 bis 100 Quadratmeter. Auch während gesamthaft betrachtet in der Stadt durchschnittlich 1,8 Personen in einer Wohnung leben, sind es in städtischen Wohnungen 2,3 Personen.
Mehr Personen auf weniger Fläche
Das ist nicht verwunderlich, denn die Stadt hat bei einer Abstimmung 2011 den Auftrag gefasst, bei Mietwohnungen den Anteil gemeinnnütziger bis 2050 auf einen Drittel zu erhöhen. Seither ist dieser um 2400 Wohnungen und je nach Zählweise auf 26,8 oder 29,3 Prozent angestiegen – fast ein Drittel der Stadtzürcher Mieter leben somit in einer gemeinnützigen Wohnung.
Und es werden noch mehr städtische Siedlungen gebaut oder bestehende saniert. «Bei Sanierungen beachten wir etwa, dass auf der gleichen Fläche mehr Personen leben können als vorher», sagt Leupi. Dabei werde so platzsparend gebaut, dass man sich nicht eingeengt fühle: «Klagen gab es jedenfalls in dieser Hinsicht noch nie. Wir beobachten auch, dass insbesondere Familien lieber vier kleinere statt drei grosse Zimmer zur Verfügung haben.»
Mit diesen Massnahmen will man laut Leupi nicht nur mehr Wohnungen, sondern auch preisgünstiger bauen: «Gerade bei hohen Bodenpreisen ist die Fläche entscheidend.»
Auch private Bauherrn denken um
Hier fände teilweise auch bei den privaten Bauherrn ein Umdenken statt, sagt der Stadtzürcher Mieterverband-Sprecher Walter Angst: «Trotzdem gibt es immer noch zu viele Neubauten, mit viel zu hoher Wohnfläche.»
Diese Wohnungen würden nicht nur extrem viel kosten, sondern seien wegen ihrer Zimmeraufteilung auch oft nur für gutverdienende Singles oder Paare geeignet, so Angst: «Viele Familien und ältere Menschen können da nicht mehr mithalten und müssen ausweichen, sofern sie keine gemeinnützige Wohnung finden.»