Zürcher Lehrplan 21Mehr Informatik, weniger Handarbeit
Mit dem Lehrplan 21 im Kanton Zürich ist mehr Unterricht in Informatik, Naturwissenschaften und Technik geplant. Dafür ist weniger Handarbeit vorgesehen.

Schüler sollen in Zukunft mehr naturwissenschaftliche Fächer büffeln.
Keystone/Christian BeutlerDer neue Lehrplan, der jenen aus dem Jahr 1991 ersetzt, werde «keine Revolution im Klassenzimmer» auslösen, sagte Bildungsdirektorin Silvia Steiner an der Medienkonferenz vom Freitag zum Start der Vernehmlassung. Es gehe vielmehr um eine «Anpassung an die Gegebenheiten der Schulrealitäten».
Der Einstieg ins Lernen einer Fremdsprache an der Primarschule soll künftig «möglichst intensiv» erfolgen, wie Volksschulamt-Vertreterin Brigitte Mühlemann sagte. Englisch-Unterricht startet nicht mehr in der 2., sondern erst in der 3. Klasse, dafür gleich mit drei statt zwei Lektionen.
Mehr Mint-Fächer
Der Unterricht in Französisch beginnt wie bisher in der 5. Klasse, in den ersten beiden Jahren jedoch mit drei statt wie bisher zwei Lektionen. In der Sekundarstufe I wird dagegen die Anzahl «Franz«-Lektionen von vier auf drei reduziert.
Um den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes entgegenzukommen, ist der Ausbau der Fächer des MINT-Bereichs (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) vorgesehen, sagte Mühlemann. Schon für Fünft- und Sechstklässler ist Unterricht in «Medien und Informatik» geplant. Die Primarschüler sollen künftig die Grundlagen der elektronischen Datenverarbeitung verstehen und dem Alter entsprechend anwenden können.
An der Sekundarstufe I ist eine Erhöhung der Lektionenzahl für «Natur und Technik» vorgesehen. Neue Akzente gesetzt werden laut Mühlemann auch im Bereich Wirtschaft, Arbeit und Haushalt, indem verstärkt auf Themen wie Umgang mit Geld, Budget, Freizeitgestaltung und Konsum fokussiert werde. Der Projektunterricht bleibe bestehen, werde aber von drei auf zwei Lektionen gekürzt.
Weniger Handarbeit
Der Bildungsrat schlägt vor, die Zahl der Handarbeitslektionen zu reduzieren. Dazu ist eine Gesetzesänderung nötig, weil das Fach Handarbeit mit einer definierten Anzahl Stunden im Volksschulgesetz verankert ist. Dass Handarbeitsunterricht in Halbklassen unterrichtet wird, ist heute auch gesetzlich geregelt.
Der Bildungsrat möchte nun den entsprechenden «systemfremden» Gesetzesartikel streichen und Handarbeit wie die anderen Fächer behandeln. Dadurch gebe es mehr Spielraum zur Ausgestaltung der Lektionentafel.
Lehrerverbände für mehr Halbklassenunterricht
Insgesamt sieht der Lehrplan-21-Entwurf an der Primarschule zwischen 23 und 31 Lektionen pro Woche vor, an der Sekundarstufe I zwischen 32 und 36 Lektionen.
Grundsätzlich stehen laut Steiner alle Verbände hinter dem Lehrplan 21. Jene, die die Lehrpersonen vertreten, kritisieren aber die – aus finanziellen Gründen - geplante Reduktion des Halbklassenunterrichts. Zudem schlagen sie geringere Lektionenzahlen vor, für die 5. und 6. Primarklasse maximal 30 Lektionen und die 2. Sek-Klasse maximal 34 Lektionen.
Einführung im Schuljahr 2018/19
Der Bildungsrat wird die Ergebnisse der Vernehmlassung bis Ende 2016 auswerten und im Frühling 2017 über die Inkraftsetzung des neuen Lehrplans entscheiden. Im Schuljahr 2018/19 wird er auf der Kindergarten- und der Primarstufe bis zur 5. Klasse in Kraft treten, in der 6. Klasse und auf der Sekundarstufe I im Schuljahr 2019/20.
Bereits ab Schuljahr 2017/18 erfolgt die Einführung des neuen Lehrplans für die Lehrerinnen und Lehrer mit Vorbereitungsarbeiten und Weiterbildungen. Ein Weiterbildungsobligatorium gibt es nicht, die Schulen können aber drei Tage Unterrichtszeit für Weiterbildungen einsetzen, wie Silvia Steiner sagte. (sda)