Gaza-Demo«Beendet das Töten, beendet die Blockade!»
Rund Tausend Menschen haben in Zürich an der Demonstration für Palästina teilgenommen. Der Kundgebung waren antisemitische Drohungen vorausgegangen - doch alles blieb friedlich.
Gigantische Plakate, rote Gesichter, lautes Geschrei - gut Tausend Menschen haben sich am Freitagabend an der bisher grössten Demonstration seit Ausbruch der Israel-Offensive im Gazastreifen auf der Gemüsebrücke in Zürich versammelt. Sie waren Aufforderungen von verschiedenen Organisationen gefolgt, die via Facebook und SMS zu einer «Mobilmachung für Gaza» oder «Demo für Palästina in der Schweiz» aufgerufen hatten.
Der bewilligten Kundgebung waren etliche antisemitische Äusserungen und Drohungen auf sozialen Netzwerken vorausgegangen. User hatten vorgeschlagen, die Demonstration ins Zürcher «Judenviertel» zu verlegen, wo man den «Scheissjuden die Fresse polieren» oder «jeden Zionist steinigen» sollte.
Um 19.00 ist am Limmatquai davon aber nichts zu sehen. «Ich bin hier, weil ich gegen den Kindermord der Israelis protestieren will, ich bin nicht gegen Juden, ich bin gegen Zionisten», sagt Jashira Xheni. Sie hält ein «E» eines riesigen «Free-Gaza»-Plakates. So sieht es auch ihre Freundin Tülay Yorulmaz: «Ich bin gegen den Krieg, gegen die Ermordung von Unschuldigen. Leute die eine solche Kundgebung nutzen, um generell gegen Juden zu hetzen, finde ich erbärmlich.»
«Dies ist keine antisemitische Kundgebung»
Als sich Camille Sonderegger, Bewilligungsinhaberin der Kundgebung und Mitglied der palästinensischen Bewegung «Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen gegen Israel» (BDS) auf das Brückengeländer stellt, macht auch sie klar, dass Rassismus oder Diskriminierung in irgendeiner Art nicht geduldet werden: «Dies ist keine antisemitische Kundgebung, sondern eine Kundgebung für die legitimen Rechte der Palästinenser.»
Darauf folgen viele Reden - von BDS-Mitgliedern, Politikern und dem Islamischen Zentralrat Schweiz. Die westlichen Länder, die Israel bei ihrem Krieg unterstützen, werden angeprangert. Auch mit den Medien gehen die Redner hart ins Gericht. Es werde nur über die Opfer in Israel geschrieben, die Berichterstattung sei einseitig und falsch. 274 Palästinenser seien bereits tot, 77 Prozent der Ermordeten seien Zivilisten, davon ein Drittel Kinder. Auf der Seite der Israelis gäbe es hingegen erst zwei Opfer zu beklagen, heisst es.
Polizei zieht positive Bilanz
Die Redner rufen die Anwesenden dazu auf, Druck auf die Regierungen zu machen. «Beendet das Töten, beendet die Blockade, beendet die Okkupation», so der Tenor. Laute Rufe folgen: «Free Palestine», «Allahu Akbar» und «Viva Palestina».
Mit Schildern, Pali-Tüchern, Palestina-Flaggen und empor gestreckten Fäusten bringen die Demonstranten ihren Unmut über den Krieg im Gaza-Streifen zum Ausdruck. «Die Ungerechtigkeit, die vielen toten Kinder - all das muss aufhören», sagt Bülent Turan.
Die Kundgebung wird mit einem symbolischen Akt beendet: Alle Anwesenden legen sich auf den Boden, um zu zeigen, wie es aussieht, wenn eine Bombe einschlägt. Einige bleiben noch und singen weiter, die meisten packen ihre Plakate ein und verlassen gemächlich die Brücke. Antisemitische Aussagen oder Aktionen? Fehlanzeige. Ob dies mit dem grossen Polizeiaufgebot zu tun hat, das sich um die Gemüsebrücke stationiert hatte oder mit der Tatsache, dass es einfacher ist, anonym auf Facebook gegen Juden zu hetzen als auf einen öffentlichen Platz, sei dahin gestellt.
Die Stadtpolizei Zürich zieht jedenfalls eine positive Bilanz: «Die Demonstration ist friedlich abgelaufen, wir sind sehr zufrieden.»