«Viele wissen nicht mehr, wie man richtig lüftet»

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Schimmel-Plage in Zürich«Viele wissen nicht mehr, wie man richtig lüftet»

Fachleute müssen in Zürcher Wohnungen vermehrt Schimmelpilze behandeln. Gründe sind die moderne Bauweise und das falsche Lüften.

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rad/som

Der Malerbetrieb Pfaller & Söhne AG in Bassersdorf ZH hat zurzeit alle Hände voll zu tun. Laut Inhaber Christian Pfaller hat der Schimmelpilz-Befall in Zürcher Wohnungen drastisch zugenommen: «Wir haben heute doppelt so viele Aufträge wie noch vor vier Jahren.» Wöchentlich seien es mehrere Anfragen.

Dafür sei nicht nur die moderne Bauweise und Sanierung der Gebäude verantwortlich, so Pfaller: «Viele Leute wissen einfach nicht mehr, wie man richtig lüftet.» Er habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass Kunden denken, dass das Kippen eines Fensters alleine ausreiche. «Dem ist nicht so. Die Bildung von Schimmel wird so noch begünstigt», sagt Pfaller. Denn bei einem gekippten Fenster – besonders im Winter während der Heizperiode – kondensiert die warme Luft an der kalten Wand: «Ein perfekter Nährboden für das Winterphänomen Schimmelpilz.»

Zu kalte und feuchte Wohnungen

Sein Berufskollege Michel Feurer, Inhaber von Maler Feurer, empfiehlt deshalb, statt das Fenster zu kippen mehrmals täglich fünf Minuten Stoss- oder Querlüften: «Das ist umso wichtiger, je moderner und energieeffizienter gebaut wird.»

Dem stimmt auch Stefan Koller zu, Geschäftsführer der Abteilung Gesamtsanierungen der Firma Schlagenhauf. 200 bis 300 Schimmelfälle behandelt die Zürcher Malerfirma pro Jahr – auch hier ist die Nachfrage in den letzten Jahren stark gestiegen. Mit ein Grund seien auch kulturelle Unterschiede: «Einige Leute sitzen lieber mit Winterjacke zu Hause statt zu heizen.» Problematisch sei auch, wenn viele Personen in einem Haushalt leben: «Da wird allein durch das Wohnen sehr viel Luftfeuchtigkeit produziert.»

«Schimmel verschwindet nicht von allein»

Walter Angst, Leiter Kommunikation Mieterinnen- und Mieterverband Zürich, sieht das Problem aber auch in der modernen Bau- oder Sanierungsweise: «Werden Fenster und Fassaden abgedichtet, kann es passieren, dass sich Feuchtigkeit in den Räumen staut.» Als Folge könne die Luftzirkulation unterbrochen werden, das wiederum könne die Schimmelbildung begünstigen.

Laut Albert Leiser, Direktor des Hauseigentümerverbands Zürich, trägt hingegen mehrheitlich der Mieter mit seinem Verhalten dazu bei: «Nebst des falschen Lüftens wird oft auch nasse Wäsche in der Wohnung aufgehängt – beides ausschlaggebende Faktoren für Schimmelbildung.»

Und diesen Schimmel wird man nicht so schnell wieder los. Der Malerunternehmer Christian Pfaller rät deshalb, möglichst schnell einen Experten hinzuzuziehen: «Es gibt Leute, die den Schimmel einfach überstreichen.» Allerdings sei damit das Problem nicht gelöst – im Gegenteil: «Der Schimmelpilz kann sich dann trotzdem weiter ausbreiten.»

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