Zürcher Niederdorf«10'000 Franken Miete sind nicht ungewöhnlich»
Die Stadt verlangt für das Starbucks-Lokal im Niederdorf monatlich 10'000 Franken. Dieser Preis ist marktüblich – laut Gastroprofis und Politikern aber viel zu hoch.

Starbucks gibt seinen Standort am Rindermarkt 1 auf.
Kein Anbieter/Homegate.chDer Starbucks im Niederdorf ist Geschichte – die amerikanische Kaffeeekette hat den auslaufenden Mitevertrag nicht verlängert. Die Stadt wünscht sich als Nachmieter wieder ein Café. Dieses muss für den Standort aber tief ins Portemonnaie greifen.
120'000 Franken Jahresmiete verlangt die Stadt nämlich. Das sind monatlich 10'000 Franken. Je nach Umsatz kann die Miete laut dem «Tages-Anzeiger» zudem steigen. Der Zürcher Immobilienexperte Robert Weinert hält diesen Preis für «nicht ungewöhnlich».
400 bis 2000 Franken pro Quadratmeter
Der Quadratmeterpreis von 700 Franken für das Café liege im Rahmen: Die Preise schwankten im Niederdorf zwischen 400 und sogar 2000 Franken pro Quadratmeter, sagt Weinert. Entscheidend für den Preis sei, wie viele Leute einen Ort täglich passierten. Laut Weinert gehört der Standort des künftigen Cafés am Stüssihof zu den gut frequentierten Orten.
Trotzdem hegen Gastroprofis ihre Zweifel – denn das Lokal sei mit höchstens 50 Sitzplätzen zu klein. Michel Péclard, der das Café Schober im Niederdorf führt, rechnet vor: Bei einer Miete von 120'000 Franken müsse das künftige Café einen Umsatz von jährlich rund 1,2 Millionen erwirtschaften – täglich also 3000 Franken. Péclard hält das für «extrem schwierig», vor allem wegen der geringen Zahl der Sitzplätze. Deshalb schätzt er den Preis für das Lokal als «sehr hoch» ein.
«Das Geschäft wird richtig hart»
Eine hohe Miete zahlt auch Christoph Huber vom Café Henrici gegenüber dem Stüssihof. Auch er hält das Starbucks-Lokal jedoch für zu klein und zu teuer. Alvaro Marangoni, der das Grande am Limmatquai führt, bemängelt zudem das Fehlen von Aussenplätzen. «In den Sommermonaten wird das Geschäft dort richtig hart», sagt er zum «Tages-Anzeiger».
Die Stadt rechtfertigt ihre hohe Miete damit, dass Lokale an guten Lagen jene in Quartieren mitfinanzieren sollen, damit alle 80 Restaurants und Take-aways für die Stadt insgesamt kostendeckend sind.
Politiker finden Miete zu hoch
Das macht laut SP-Gemeinderätin Rebekka Wyler Sinn. Trotzdem kritisiert sie die Stadt: Es sei ihre Aufgabe, im Zentrum für günstige Gewerberäume zu sorgen – nur so hätten kleinere Unternehmer gegen grosse Ketten eine Chance. Wyler: «Günstige Räume sind derart knapp, da muss die Stadt in die Lücke springen.»
Auch Urs Egger hat Zweifel am Mietpreis. Der FDP-Gemeinderat begrüsst zwar, dass die Stadt marktübliche Preise verlangt – an diesem Standort dürfte es jedoch schwierig werden, 120'000 Franken Jahresmiete zu erwirtschaften: «Ein Interessent muss sich das gut überlegen.»