Schnellere Trams dank mehr Tempo in den Kurven

Aktualisiert

ZürichSchnellere Trams dank mehr Tempo in den Kurven

Dank neu berechnetem Kurventempo und weniger Stopps sollen VBZ-Trams bald bis zu 4 km/h schneller unterwegs sein. Auf lange Frist helfen aber nur mehr Gleise in der City.

von
20M

Wer mit dem Tram durch Zürich fährt, hat nicht das Gefühl, rasch vorwärtszukommen. Kein Wunder, beträgt doch die Durchschnittsgeschwindigkeit gerade mal 15,6 km/h. Wobei es durchaus Unterschiede gibt: Das Sechser-Tram zum Zoo hinauf bringt es sogar nur auf 13,7 km/h, das Zwölfer-Tram im Glatttal draussen immerhin auf 25,9 km/h.

Nun wollen die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) die Fahrt der Trams mit diversen Massnahmen bis 2018 verflüssigen. Dazu gehört laut «Tages-Anzeiger» die Verschiebung des Weichenstellpunktes. Das ist jenes Teil, welches die Weiche stellt, nachdem es das Heranfahren eines Trams erkannt hat. Neu befindet sich der Weichenstellpunkt weiter weg von der Weiche – womit das Tram mit 24 statt 12 km/h auf dieselbige zufahren kann.

Eine weitere Neuerung betrifft nochmals die Weichen: Künftig können zwei auf einander folgende Trams, die in dieselbe Richtung unterwegs sind, die gleiche Weiche hintereinander befahren. Das hintere muss also nicht mehr warten, bis das vordere die Weiche passiert hat.

Maximales Kurventempo angeschrieben

Auch bei den Kurven gibt es Zeitgewinne: Das Bundesamt für Verkehr hat die Fahrgeschwindigkeit in allen Kurven neu berechnet und vielerorts erhöht. Zudem sind neu Schilder angebracht, die den Tramchauffeuren das maximale Tempo dort anzeigen. Dieses mussten sie bisher auswendig wissen.

Schliesslich gibt es auch noch Tests mit «fahrplanfreiem Fahren». Dies bedeutet, dass der Chauffeur je nach dem schneller als vorgegeben unterwegs ist – ohne zusätzliches Risiko.

Greifen alle diese Massnahmen, verkürzt sich die Reisezeit auf einigen Linien um insgesamt bis zu drei oder vier Minuten, schätzt Christian Ammann, Leiter Betrieb Tram, im «Tages-Anzeiger». Dank der Verflüssigung soll der öV gegenüber dem Individualverkehr attraktiv bleiben. «Dazu braucht es insbesondere Pünktlichkeit, und die Passagiere müssen immer das Gefühl haben, dass sich das Fahrzeug bewegt», so Ammann.

Kein Thema ist die Streichung von Haltestellen, um den Verkehr zu verflüssigen – obwohl dies bei Erneuerungen von Streckenabschnitten stets geprüft wird. Mit Blick auf die bisherigen Kunden und das Gewerbe sei beim Wegfall einer Haltestelle mit gravierenden Nachteilen zu rechnen, die den Reisezeitgewinn nicht rechtfertigen würden, schrieb der Stadtrat letzten Herbst in einer Antwort auf eine Anfrage im Parlament.

Vier Gleise über die Bahnhofbrücke

Doch trotz all dieser Massnahmen kommen die VBZ nicht darum herum, gewisse Nadelöhre in ihrem Netz aufzuheben – durch bauliche Erweiterungen. So ist langfristig ein Ausbau der Bahnhofbrücke auf vier Gleise und der Quaibrücke auf drei nötig.

Denn durch die geplanten Tramverlängerungen und neuen Tramlinien über die Hardbrücke (2017), nach Zürich-Affoltern (2023), den Rosengarten hinauf (nach 2030) und durch die Hohlstrasse (nach 2030) wird der Verkehr auf den Tramgleisen derart zunehmen, dass es in der City mehr Kapazitäten braucht.

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