Kanton AargauDeutschkurs soll schon in Kinderkrippe Pflicht sein
Deutschkurse bereits in der Kinderkrippe, fordert die Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes. Sie eifert dem Basler-Modell nach.

Deutschkurse sollen bereits in der Kinderkrippe stattfinden, so Elisabeth Abbassi, Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes. (Symbolbild).
KeystoneDie Anordnung von Johanna Bartholdi (FDP), Gemeindepräsidentin von Egerkingen SO, hat schweizweit hohe Wellen geschlagen: Auf dem Pausenplatz soll nur noch Deutsch gesprochen werden. Wer sich nicht daran hält, wird entweder gebüsst oder zum Deutschkurs verdonnert.
Elisabeth Abbassi, Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes, findet diese Regeln «abstrus und ziemlich dumm», wie sie zur «Aargauer Zeitung» sagt: «Wie sollen Kinder, die erst seit Kurzem in der Schweiz wohnen, diese Vorgabe einhalten?»
Abbassi will Basler-Modell
Statt Kinder mit Strafen zum Lernen zu zwingen, setzt Abbassi auf Frühförderung. Sie fordert, dass Deutschkurse bereits in der Kinderkrippe durchgeführt werden, so wie das im Kanton Basel-Stadt bereits ähnlich praktiziert wird. Dort müssen Kinder schon Deutsch können, bevor sie in den Kindergarten kommen. Um das wiederum zu erreichen, besteht in Basel ein Sprachspielgruppen-Obligatorium.
Laut Abbassi wäre es für den Kanton Aargau ein guter Ansatz. Sie argumentiert damit, dass die dafür ausgegebenen Gelder zu einem späteren Zeitpunkt wieder eingespart werden könnten: «Wenn man früh in Deutschkurse für Kinder investiert, gibt es nachher weniger Schüler, die Klassen wiederholen müssen, mit Lernprobleme kämpfen und zusätzliche Betreuung brauchen.»
Entscheid steht noch aus
Eine entsprechende Initiative des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes ist initiiert, über die das Stimmvolk voraussichtlich im Juni entscheidet. Dass ihr Anliegen im bürgerlich dominierten Aargauer Parlament, dem Grossen Rat, nicht mehrheitsfähig sein dürfte, ist für Abbassi klar. Besonders weil FDP und SVP im Parlament die Verpflichtung für Gemeinden, Kinderkrippen zu finanzieren, verneinen.
Für Abbassi ist es zudem nicht nachvollziehbar, dass jene politischen Kreise, die nun einen Deutschzwang auf dem Pausenplatz fordern, beim Halbklassenunterricht und bei Deutsch als Zweitsprache sparen wollen.