Zu hohe SteuernStart-ups überlegen sich, aus Zürich wegzuziehen
Betroffene ärgern sich, dass Start-ups im Kanton Zürich zu hohe Steuern zahlen. Nun wollen sie zusammen mit den Grünliberalen politisch gegen das Finanzdepartement vorgehen.
Jan Wurzbacher stellt mit seinen Start-up Climeworks Maschinen her, die CO2 aus der Luft filtern. Er schlägt Alarm: «Wir können die Steuerrechnung nicht mehr zahlen. Die Vermögenssteuer beläuft sich auf mehr als 50 Prozent meines Bruttolohnes.» Auch für Mathias Haussmann vom App-Entwickler Uepaa ist die Steuerbelastung in Zürich so hoch, dass er sich den Wegzug überlegt: «Wir haben die Mitarbeiterbeteiligung gestoppt und prüfen, den Firmensitz zu verlegen.»
So darf es nicht weitergehen, finden die Betroffenen. Schützenhilfe erhalten sie von der Grünliberalen Partei (GLP), die am Montag ihre Motion präsentierte. Sie fordert den Regierungsrat dazu auf, die aktuelle Besteuerung von Start-ups zu senken – ansonsten würde Zürich seinen Ruf als Innovationsstandort verlieren.
«Katastrophale» Steuerpraxis
«Die Wirtschaftspolitik des Kantons macht keinen Sinn. Zürich gibt auf der einen Seite Millionen für die Standortförderung aus und vertreibt andererseits Start-ups durch die restriktive Besteuerung», sagt GLP-Kantonsrätin Judith Bellaiche. Zusätzlich zur Motion hat sie am Montag Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP) einen politischen Aufruf übergeben.
Darin steht unter anderem, dass sich Start-ups keine Sonderbehandlung, aber eine für sie rentable Besteuerung wünschen. Unterzeichnet haben den Aufruf über 60 Gründer, CEOs und Investoren aus der Start-up-Szene. Einer davon ist Urs Haeusler, Präsident der Swiss Start-up Association und Co-Gründer von Swiss Finance Start-ups. Er betreut über 230 Jungunternehmen und bezeichnet die aktuelle Steuerpraxis als «katastrophal».
Finanzdirektion erklärt sich
Die Finanzdirektion hält allerdings an der momentanen Lösung fest: Die Zielsetzung des Finanzdirektors sei es, dass junge Unternehmen im Kanton Zürich mindestens gleich gute steuerliche Bedingungen haben wie in anderen Kantonen – das sei der Fall.
Der Kanton Zürich bleibe weiterhin ein attraktiver Standort für Jungunternehmen, nicht zuletzt dank den Hochschulen und seinem grossen Arbeitsmarkt. Das würden auch die Zahlen beweisen: Der Zürcher Anteil an den schweizweit gegründeten Start-ups stieg von 2011 bis 2015 kontinuierlich von 32 auf 49 Prozent.
Die Besteuerung von Startups
Die Besteuerung von Startups
Seit dem Jahr 2012 werden Jungunternehmen auf Grundlage des Aktienwerts nach Kapitalerhöhungen bewertet. Wird in eine Firma investiert, müssen sowohl Gründer als auch Investoren hohe Vermögenssteuern zahlen, weil die Aktien an Wert gewinnen – obwohl die Firma meist noch keine Gewinne erwirtschaftet.
Früher galt die Praktikermethode. Damals wurden Startups wie normale KMU aufgrund ihres Substanz- und Ertragswerts bewertet, also nach ihrer akutuellen Geschäftstätigkeit.