Nach SchliessungModerate Muslime haben Angst vor An'Nur-Leuten
Nach der Schliessung der An'Nur-Moschee besuchen Vereinsmitglieder ein anderes Gotteshaus in Winterthur. Die Angst bei moderaten Muslimen sei gross.
Die berüchtigte An'Nur-Moschee hat Ende Juni geschlossen: Immer wieder geriet das Gebetshaus in Winterthur-Hegi in die Schlagzeilen. Nicht zuletzt wegen Jihad-Reisenden, einem Prediger, der zum Mord an gemässigten Muslimen aufgerufen haben soll, und der angeblichen Attacke auf zwei mutmassliche Informanten eines Journalisten.
Das Ende der An'Nur-Moschee bedeutet aber nicht, dass die Ideologie der Extremisten verschwindet. Wie die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt, treffen sich mehrere Exponenten der An'Nur-Moschee nun in einem anderen Gotteshaus in Winterthur. Dieses gehöre der türkisch-konservativen Gemeinschaft Milli Görüs.
Gemeinschaft ist nicht unumstritten
Bisher sei unklar, welchen Einfluss die Exponenten der An'Nur-Moschee auf die Moschee an der Lindstrasse hätten. Gemäss NZZ fürchten sich aber gemässigte Muslime davor, dass die An'Nur-Exponenten an Bedeutung gewinnen könnten.
Die Gemeinschaft Milli Görüs ist nicht unumstritten. Sie wird vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet und in einem Bericht als antidemokratisch beschrieben. Islamkennerin Saïda Keller-Messahli ordnet die Gemeinschaft als türkisch-nationalistisch sowie islamistisch ein. Rund zwanzig Gotteshäuser gehören laut Keller-Messahli der Milli Görüs an.
«Die Moschee ist unproblematisch»
Markus Klinkner, Sicherheitsbeauftragter der Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich (VIOZ), relativiert. «Die Moschee ist unproblematisch», sagt er zur NZZ. Der Schweizer Ableger von Milli Görüs grenze sich klar vom deutschen Pendant ab.
Auch der Sicherheitsbeauftragte der VIOZ stellt eine Besorgnis der Moschee-Besucher gegenüber An'Nur-Exponenten fest: «Viele Gläubige befürchten, dass nun problematische Fälle aus der An'Nur-Moschee in ihr Gotteshaus kommen.»
Terrorexperte Johannes Saal warnt vor einem solchen Szenario und bezieht sich dabei auf das Negativbeispiel der König-Faysal-Moschee in Basel, wo es einen Richtungsstreit zwischen gemässigten und radikalen Kräften gab: «Man muss aufpassen, dass in Winterthur nicht das Gleiche passiert.»