Auf dem Zürichsee tätscht es öfter als anderswo

Aktualisiert

Unfälle mit KursschiffenAuf dem Zürichsee tätscht es öfter als anderswo

Reger Schiffsverkehr und viele Schwimmer: Das sind mögliche Ursachen, weshalb es auf dem Zürichsee zu mehr Unfällen mit Kursschiffen kommt als auf anderen Gewässern.

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Eine Passagierin wird am Mittwoch, 20. April 2016, von Sanitätern betreut und vom Unfallschiff MS Albis geführt.
Der Unfall ereignete sich kurz nach 13 Uhr.
Bei der Anlegestelle Küsnacht prallte die MS Albis aus noch ungeklärten Gründen in den Steg.
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Eine Passagierin wird am Mittwoch, 20. April 2016, von Sanitätern betreut und vom Unfallschiff MS Albis geführt.

Keystone/Ennio Leanza

Fast ungebremst prallte die MS Albis am 20. April gegen den Steg von Küsnacht ZH. Zehn Personen wurden verletzt – drei davon schwer. Das Schiffunglück gehört zu elf Unfällen oder gröberen technischen Pannen, die sich seit 2005 bei der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) gemäss deren eigener Auflistung ereignet haben. Dabei gab es insgesamt acht Verletzte. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum ereigneten sich auf dem Vierwaldstättersee laut der dortigen Schifffahrtsgesellschaft bloss drei Unfälle.

Wobei: Nimmt man die schweren Zwischenfälle der letzten 15 Jahre gemäss Untersuchungsstelle Sust, haben sich auf fast allen grösseren Seen und dem Rhein zwischen ein und drei Vorfällen ereignet. Der Zürichsee bringt es in dieser Statistik auf zwei Erwähnungen. Man befindet sich zumindest diesbezüglich im guten schweizerischen Durchschnitt.

Aus Versehen? Unvorstellbar!

Dass sich auf dem Zürichsee insgesamt dennoch mehr Unfälle ereignen als anderswo, liegt unter anderem an der hohen Mediendichte in Zürich, wie ZSG-Technikleiter Hanspeter Sigg im «Tages-Anzeiger» vermutet. Jeder Schlenzer der Pantha Rhei wird registriert. Hinzu kommt: Die Dichte an Schwimmern, Pedalos und Seglern ist nirgends so hoch wie hier.

Weshalb die MS Albis verunfallt ist, ist nach wie vor unklar. Laut Sigg erhielt das Schiff erst im letzten Winter einen fast komplett neuen Antrieb. Dieser habe sich nach rund 3000 Betriebsstunden sehr gut bewährt. Das Schiff gelte überdies als sehr gut manövrierbar. Dass ein Kapitän bei perfekten Verhältnissen aus Versehen in den Steg prallt, können sich Fachleute nicht vorstellen. Der Schiffsführer vom 20. April ist momentan nicht im Einsatz und wird laut dem Bericht psychologisch betreut.

Er zählt zu den drei Schwerverletzten, hatte das Spital aber nach relativ kurzer Zeit wieder verlassen können. Noch immer in Spitalpflege befinden sich eine Passagierin und der Koch. Dieser erlitt Verbrennungen. Laut ZSG-Sprecherin Conny Hürlimann sind diese aber «glücklicherweise ein bisschen weniger schlimm als zuerst befürchtet».

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