Kinderkrippen stören sich an Internet-Rating

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Giggeli.chKinderkrippen stören sich an Internet-Rating

Laien bewerten Hotels und Restaurants im Internet zuhauf. Neu kann jedermann auf einer Rating-Site Kitas beurteilen. Fachleute finden das unseriös.

von
som
Essen ungeniessbar, Hygiene mangelhaft: So können Eltern neuerdings im Internet ihre Krippen beurteilen.

Essen ungeniessbar, Hygiene mangelhaft: So können Eltern neuerdings im Internet ihre Krippen beurteilen.

«Essen ungeniessbar», «Dekoration lieblos» oder «Einen besseren Platz für meinen Buben gibt es nicht»: So bewerten Eltern neuerdings auf der ersten Schweizer Ratingsite für Krippen Giggeli.ch die Betreuungseinrichtungen. Die Gesamtnote geht von «ausgezeichnet» bis «mangelhaft» – zudem können für das Konzept, die Betreuung, das Essen, die Hygiene und die Flexibilität zwischen 1 und 5 Sterne vergeben werden.

Ins Leben gerufen haben das Bewertungstool der Verein Webfreunde 0.2 aus Langnau am Albis ZH. Er hat auf der Site bereits alle im Internet aufgelisteten Krippen erfasst. «Die Idee zur Homepage kam uns, weil viele von uns oder in unserem Umfeld Eltern wurden und sich die Frage nach der richtigen Krippe stellte», sagt Reto Weber vom Verein Webfreunde 0.2 der «Zürichsee-Zeitung». Man will Eltern angesichts der vielen Angebote an Kindertagesstätten die Wahl erleichtern, mehr Transparenz für andere Eltern schaffen und die Evaluation einfacher machen.

«Um Missbräuche der Seite zu verhindern, halten wir die IP-Adressen der Besucher fest», so Weber, denn anonyme Bewertungen würden keinen Sinn machen. Kritische Äusserungen seien zwar erlaubt, doch beleidigende und unfaire Bewertungen würden seitens der Administratoren gelöscht werden. «Natürlich sind die Angaben im Internet mit Vorsicht zu geniessen», so Weber. Schliesslich seien die Beurteilungen nicht von pädagogischen Fachexperten, sondern von Eltern für Eltern.

Fachleute halten Site für unseriös

In der Krippenbranche kommt die Rating-Site nicht allzu gut an. Talin Stoffel, Geschäftsleiterin von Kibesuisse – Verband Kinderbetreuung Schweiz, hält sie für heikel und zweifelt an der Seriosität. Gerade die Internetbewertungen könne man gut fingieren. «Ich würde meine Krippe sofort 20-mal positiv bewerten», sagt Stoffel. Darum empfiehlt sie den Eltern, sich lieber vor Ort die Kita anzusehen und mit den Erzieherinnen zu reden und sich dadurch einen Eindruck von der Kindertagesstätte zu verschaffen.

Ähnlich sieht man dies auch bei der Kinderkrippe Chinderstern in Adliswil, wie Sprecherin Ursula Zanetti sagt. Sie stört sich daran, dass die Site nicht transparent genug ist: «Man erfährt nicht, wer die Bewertung abgegeben hat.» Auf diese Weise könne man einer Krippe schaden. Anders sieht man das bei der Kita Filia in Richterswil. «Uns stört es nicht, wenn die Nutzer der Site auf anonymem Weg ihre Meinung zu den Kitas äussern können», sagt die Leiterin der Kita Filia, Spresa Aliu. Natürlich gebe es auch schwarze Schafe unter den Kindertagesstätten, so Aliu. Die Seite giggeli.ch gäbe Eltern die Möglichkeit, andere Eltern über ihre schlechten, aber auch über ihre guten Erfahrungen im Bereich der Kinderbetreuung zu informieren.

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