40 Reklamationen wegen Scientology vor der Migros

Aktualisiert

Ärger in Zürich40 Reklamationen wegen Scientology vor der Migros

Mit dem Segen der Zürcher Polizei darf die Sekte Scientology auf öffentlichem Grund missionieren – auch vor einer Migros in Albisrieden. Deren Filialleiter war machtlos.

von
20M

Zwei Scientologen standen eines Morgens in der Migros Pünt in Zürich-Albisrieden. Sie informierten den Filialleiter über ihr Vorhaben, auf dem breiten Trottoir vor dem Supermarkt einen Informationsstand aufzubauen. «Sie zeigten mir eine Bewilligung der Stadtpolizei, ich konnte nichts dagegen tun», sagt der Filialleiter im «Tages-Anzeiger» vom Montag.

Bei seinen Kunden kam der Stand schlecht an – 30 bis 40 Reklamationen gingen an jenem Tag ein. Die meisten dachten, er hätte den Scientologen die Erlaubnis erteilt. Zur Klärung hängte der Filialleiter bei den Kassen ein Plakat auf. Auf diesem stand geschrieben, dass sich die Migros in aller Form von der Scientology-Promotion distanziere – inklusive Entschuldigung.

Grünes Licht vom Bundesgericht

Tatsächlich darf Scientology auf öffentlichem Grund heute problemlos missionieren. Früher hatte die Stadtpolizei die Bewilligung noch verweigert. Dagegen wehrte sich die Sekte bis vor Bundesgericht – mit Erfolg. Die Richter beriefen sich auf die Religionsfreiheit, die für Glaubensgemeinschaften gelte.

Aus diesem Grund bezeichnet sich die Sekte auch als Kirche. Verboten ist einzig, am Stand Bücher zu verkaufen oder Psychotests durchzuführen. Allerdings sprechen die Scientologen Passanten mitunter ziemlich forsch an. Trotzdem hält selbst der Zürcher Regierungsrat ein spezielles Gesetz für Scientology für unzulässig und eine Bestrafung von unlauteren Anwerbemethoden für heikel.

26 Aktionen im ersten Halbjahr 2016

Allein 26 Aktionen auf öffentlichem Grund plant Scientology im ersten Halbjahr 2016 in der Stadt Zürich – darunter viele an prominenten Lagen wie etwa auf der Bahnhofstrasse oder auch vor dem Globus Warenhaus. Scientology-Sprecher Jürg Stettler sagt in dem Bericht: «Die Zürcher sind liberal eingestellt, Reklamationen sind selten.»

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