Zürich hat Wundermittel gegen Graffiti entwickelt

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WeltneuheitZürich hat Wundermittel gegen Graffiti entwickelt

Denkmalgeschützte Gebäude vor Graffiti zu schützen, war bisher schwierig: Viele Mittel greifen die Bausubstanz an. Die Stadt Zürich entwickelte deshalb selbst einen Schutz – eine Weltneuheit.

von
som

Der Zürcher Hochbauvorsteher André Odermatt (SP) ist unter die Sprayer gegangen: Mit verschiedenen Farbdosen sprayt er am Donnerstagmorgen ein Blümchen an eine Mauer beim Lindenhof in der Innenstadt. «Solche illegalen Graffitis an den stadteigenen Liegenschaften dulden wir natürlich nicht», sagt er.

Weil diese oft nur sehr schwierig zu entfernen sind, kommen präventiv Schutzmittel zum Einsatz. Diese legen einen dünnen Film auf die Mauer und verhindern das Eindringen der Farbe. Nur waren viele Mittel bisher entweder nicht richtig witterungsbeständig oder griffen die Bausubstanz an, sagt die städtische Graffitibeauftragte Priska Rast: «Gerade für unsere vielen denkmalgeschützten Gebäude ist dies fatal.»

«Unser Leidensdruck war gross»

Deshalb liess sie im Jahr 2011 eine Marktstudie durchführen, um ein besseres Mittel zu finden – das Ergebnis: Weltweit gibt es nichts. «Weil unser Leidensdruck so gross war, beschlossen wir selbst aktiv zu werden», so Rast. Sie tat sich mit der Denkmalpflege zusammen und beauftragte das Winterthurer Bauphysikalische Labor (BWS) mit der Entwicklung des Wundermittels. «Wir wählten bewusst einen Partner, der bisher noch nie mit Graffiti zu tun gehabt hat», so Rast.

Tatsächlich präsentierte die Firma schon bald eine Lösung. Sie heisst Aravel, so Rast: «Dieses Produkt ist witterungsbeständig und schützt Baumaterialien vor dem Eindringen der Farbe, ohne das der Untergrund verändert wird.» Zudem sei die Schutzschicht praktisch unsichtbar und biologisch abbaubar.

Interesse aus dem In- und Ausland

Stadtrat Odermatt zeigt stolz die weisse Aravel-Büchse und sagt: «Das ist ein richtiger Zaubertrank und ein Durchbruch im Graffitischutz.» Es sei in der Stadt seit gut einem Jahr im Einsatz und man hätte sehr gute Erfahrungen gemacht: «Nun wollen wir, dass auch andere profitieren können. Eine Firma vertreibt es deshalb bald für uns.» Bereits viele Städte aus dem In- und Ausland hätten sich nach dem Mittel erkundigt.

Rund 18 Franken kostet es pro Kilogramm – etwa so viel wie andere Produkte, sagt Odermatt: Die Entwicklung koste die Stadt 250'000 Franken. Dieses Geld hole man aber schon in wenigen Jahren wieder rein. «Schliesslich können wir Aravel selbst herstellen und am Vertrieb werde man wohl auch noch etwas verdienen.» Er betont jedoch, dass die Stadt das Produkt nicht aktiv vermarkten will.

Dass es aber funktioniert, lässt Odermatt trotzdem vor den versammelten Medien mit seinem Blümchen demonstrieren, das er auf die mit Aravel geschützte Mauer gesprayt hat. Ein Mitarbeiter der Stadt behandelt es zuerst mit einem Mittel, dann kommt ein Hochdruckreiniger zum Einsatz. Und siehe da, nach wenigen Minuten ist vom Graffiti fast nichts mehr übrig.

So wird das Graffiti von der Mauer entfernt

Im Grossformat auf dem Videoportal

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