Facebook-BewertungBesucherin kritisiert Club und kassiert Hausverbot
Wie schnell ein Post einen Shitstorm auslösen kann, zeigt der Club Bellevue: Er brummte einer Besucherin per Facebook Hausverbot auf. Alles nur ein Witz, sagt der Mitinhaber.
Ela aus Österreich war vom Besuch im Zürcher Club Bellevue enttäuscht: Hohe Eintrittspreise, zu laute Musik und monotone Beats. Auf der Facebookseite des Lokals hinterliess sie im letzten Oktober eine ernüchternde Bewertung: Nur einer von fünf Sternen war ihr der Abend wert.
Obwohl die Sache längst gegessen schien, nahm der Club Bellevue den letztjährigen Eintrag zum Anlass für einen neuen Post. «Liebe Ela, herzlichen Dank für dein Kompliment! Du hast nun Hausverbot», schrieb der Social-Media-Verantwortliche am vergangenen Mittwoch über einen Screenshot der Kundenbewertung, gefolgt von einem Zwinker-Smiley.
Shitstorm ahoi
Nur wenig später folgten die ersten Reaktionen. «Bedenklich für einen Club wie diesen», «Da kann jemand nicht mit Kritik umgehen» oder «Da kriegt man richtig Lust, nicht hinzugehen», sind Beispiele. In über 200 Kommentaren lassen diverse Gäste Dampf ab. Weil sich jeweils die Club-Verantwortlichen einschalten, kommt es zu einem Hickhack an Anschuldigungen.
Immer wieder taucht dazwischen aber der Zwinker-Smiley auf. Auch etliche Aussenstehende melden sich zu Wort mit Kommentaren wie: «Haha herrlich, bin mich am Kaputtlachen.» War etwa alles gar nicht ernst gemeint?
«Die Frau hat kein Hausverbot»
Nein, sagt Club-Mitinhaber Marco Ammann: «Wir wollten bloss einen witzigen Post veröffentlichen, die Frau hat definitiv kein Hausverbot.» Dass die Sache so ausarte, habe niemand gedacht. «Ein erstaunliches Phänomen der Social-Media-Kommunikation», sagt Ammann. Grundsätzlich nehme man die Kritik von Gästen ernst.
Dass der Club mit der Facebook-Kritik ungeschickt vorging, findet auch Nightlife-Experte Alex Flach. Der Fall sei aber eine Ausnahme: «Die meisten Zürcher Clubs haben Social Media im Griff, sonst würde man das viel öfter hören.» Grundsätzlich gebe es in der Szene zwei Philosophien. Jene Clubs, die nicht zwischen Kritiken unterscheiden und andere, die sich für gewisse Anliegen «zu gut» seien. So oder so: Der Gang an die Öffentlichkeit sollte immer die letzte Option sein, findet Flach. «Wer seine Anliegen persönlich regelt, kann auch solche Shitstorms verhindern.»
Hier der Facebook-Post: