Zürcher Taxifahrer«Ich wurde von Uber betrogen und ruiniert»
Gestern noch Taxifahrer, morgen auf dem Sozialamt? Georges Schrepfer aus Dübendorf ZH erhebt schwere Vorwürfe gegen den Fahrdienst Uber. Er ist nicht der Einzige.
2295 Fahrten hat Georges Schrepfer in den letzten 12 Monaten allein als Uber-Fahrer gemacht. Seit sieben Jahren ist er als selbständiger Taxi-Chauffeur tätig. Doch nun sieht sich der 60-Jährige vor den Trümmern seiner Existenz. Die Schuld dafür sieht er beim Taxi-Vermittlungsdienst Uber: «Sie haben mit den billigen Fahrpreisen ein Monopol geschaffen.»
Laut Schrepfer hat sich die finanzielle Lage für hauptberufliche Taxifahrer in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. In nur neun Monaten habe er im Jahr 2009 noch einen Umsatz gemacht, mit dem er gut habe leben können. Anders hingegen 2015: «Ich habe das ganze Jahr gearbeitet und lediglich 4000 Franken mehr Bruttoumsatz gemacht als im Jahr 2009. Alles nur wegen Uber.»
«Weniger Umsatz, aber mehr Abgaben»
Erst im Dezember 2015 hat Uber die Abgaben ihrer Fahrer von 20 auf 25 Prozent erhöht. Für Schrepfer, der seit Ende Februar 2015 als Uber-Fahrer im Raum Zürich unterwegs ist, ist das ein Schlag ins Gesicht: «Weniger Umsatz, aber mehr Abgaben.» Nach der kürzlich von Uber bekanntgegebenen Fahrpreissenkung um 20 Prozent ist für Schrepfer das Mass endgültig voll: «Uber hat meine Existenz zerstört, sie haben mich ruiniert. Sie sind hinterhältige Betrüger und gehören verboten.»
Auch Roland Höhn, Sprecher der Taxi Sektion Zürich, ist Uber ein Dorn im Auge: «Der Grosskonzern sorgt dafür, dass Fahrer erst in den Ruin getrieben und anschliessend zu Sozialfällen werden.» Taxi-Unternehmen und selbständige Taxifahrer würden so zunehmend verdrängt.
«Uber ist kein Nachteil für andere Taxi-Unternehmen»
Ganz anders sieht das Rasoul Jalali, General Manager von Uber Schweiz: «Auch wenn die Fahrtpreise bei Uber oft deutlich unter dem Durchschnitt von Taxi-Unternehmen liegen, ist das nicht automatisch ein Nachteil.» Da jeder Taxifahrer auch mit Uber fahren kann, haben diese so die Möglichkeit, unnötige Wartezeiten zu überbrücken, so Jalali: «Wir wirken so dem Stillstand der Fahrzeuge entgegen, denn ein Fahrer verdient nur dann, wenn er fährt.»
Ausserdem komme man UberX-Fahrern mit der neuen Abrechnungsregelung entgegen: «Das Abrunden des Fahrpreises fällt bei den Fahrern langfristig mehr ins Gewicht als bei den Fahrgästen. Deshalb verzichten wir künftig auf das Abrunden und berechnen die exakten Preise», so Jalali.
Hilfe vom Kantonsrat?
Dass sich das Unternehmen jetzt als Wohltäter positioniert, ist für Schrepfer nicht nachvollziehbar: «Schliesslich bekommen wir mit der neuen Regelung jetzt nur das, was uns von Anfang an zugestanden hätte.» Konkret heisst das: Fährt Schrepfer einen Fahrgast für 15.90 Franken, dann erhält er auch diesen Fahrpreis und nicht etwa wie bisher den von Uber auf 15 abgerundeten.
Für ihn sei das aber keinesfalls eine Wiedergutmachung für die finanziellen Einbussen, die er in den letzten 12 Monaten gemacht habe: «Ich habe deswegen rund 1150 Franken Verlust gemacht.» Diese Ungerechtigkeit wolle er nicht auf sich sitzen lassen und plane bereits, rechtliche Schritte gegen Uber einzuleiten.
Weiter hat Schrepfer eine Einzelinitiative beim Kantonsrat eingereicht. Diese fordert gleiche Bedingungen für alle Taxifahrer: «Wenn es einen Maximalpreis gibt, braucht es auch einen Mindestpreis für die Beförderung eines Kunden. Dieser ist wichtig um Taxifahrer vor Ausbeutung zu schützen.» Zudem sollen Abgaben maximal 15 Prozent des Umsatzes betragen dürfen.