Lieferwagenvermieter zockt Dutzende Kunden ab

Aktualisiert

Bülach ZHLieferwagenvermieter zockt Dutzende Kunden ab

Eine Bülacher Lieferwagenvermietung wirbt per Internet und Telefon mit Tiefstpreisen. Wer jedoch einen Vertrag unterzeichnet, wird Opfer des Kleingedruckten.

von
ced
Beim angebotenen Fahrzeug handelt es sich um einen Mercedes-Benz-Sprinter.

Beim angebotenen Fahrzeug handelt es sich um einen Mercedes-Benz-Sprinter.

Kein Anbieter/Wikipedia/Thomas doerfer

Ein Transporter zum Schnäppchenpreis: Auf Buelach-lieferwagen-mieten.ch werden Fahrzeuge ab lediglich 99 Franken pro Tag – Kilometer inklusive – angeboten. So steht es zumindest geschrieben. Auch auf dem Transporter prangt in grossen, roten Lettern das Wort «günstig». Laut dem «Zürcher Unterländer» für viele Interessenten Grund genug, sich auf das Angebot einzulassen.

So schreibt die Zeitung von einer Kundin, die am Telefon vom Anbieter einen Preis von 120 Franken inklusive 200 Kilometern zugesichert bekommen hatte: «Der Vermieter bestätigte die Reservation für den Samstag und offerierte mir, ich könne den Transporter bereits am Freitagabend zu denselben Konditionen abholen.» Dass sie schlussendlich geschlagene 635 Franken bezahlen würde, wusste die Kundin damals noch nicht.

Abzocke im Kleingedruckten

In einer Klausel verweist der Vermieter darauf, dass sämtliche Angebote per SMS, E-Mail, Telefon und Internet nichtig seien und ausschliesslich der abgeschlossene Vertrag gelte. Dort führt der Anbieter im Kleingedruckten diverse Zuschläge auf. Von der Kundin verlangte er unter anderem zusätzliche 50 Franken für die Rechnungsstellung, 50 Franken Reinigungsgebühr für das Fahrzeug, 25 Franken Gebühren, weil die Kaution mit EC-Karte bezahlt wurde, 50 Franken Nachtzuschlag, weil das Fahrzeug am Freitagabend abgeholt wurde und 50 Franken Wochenendgebühren.

Die ganze Rückseite des Vertrages ist laut dem «Zürcher Unterländer» gespickt mit Zusatzbestimmungen. Kleingedruckt steht da zum Beispiel, dass bei Nichtbezahlen der Rechnung sämtliche Rechtskosten dem Mieter auferlegt würden. Auch sei im Falle einer Panne oder Reparatur in jedem Fall der Mieter haftbar. Bei Schäden an der Karosserie behält der Vermieter sich vor, pauschal mindestens 1000 Franken einzu­ziehen.

Polizei prüft Rechtsweg

Seit der Veröffentlichung des Artikels im «Zürcher Unterländer» haben sich zahlreiche weitere Opfer bei der Zeitung gemeldet. Sie alle fühlen sich abgezockt: Der Vermieter habe am Ende zahlreiche versteckte Nebenkosten geltend gemacht, die gesamte Kaution einbehalten und noch weitere Rechnungen hinterhergeschickt.

Auch die Kantonspolizei Zürich weiss über den Fall Bescheid. Rund ein Dutzend Personen hätten wegen des Vermieters die Polizei kontaktiert, sagt Sprecherin Carmen Surber. Anfänglich habe man diese noch auf den zivilen Rechtsweg verwiesen. Nun prüfe man aber, ob man auch strafrechtlich gegen den Vermieter vorgehen könne.

Vermieter will keine Stellung nehmen

Laut der Stiftung für Konsumentenschutz sind die Opfer nicht machtlos: Man könne sich durchaus gegen unerwartete Bestimmungen im Kleingedruckten zur Wehr setzen. Dazu müsse man es allerdings auf eine Betreibung ankommen lassen – ein Schritt, der vielen Betroffenen zu riskant ist.

Der Vermieter liess unterdessen verlauten, er habe keine Zeit, um über seine Geschäftspraktiken zu reden.

Deine Meinung zählt