Asylbewerber ziehen in Altersheim am See ein

Aktualisiert

Zollikon ZHAsylbewerber ziehen in Altersheim am See ein

Statt Senioren werden im Alters- und Pflegeheim «Am See» in Zollikon bald 120 Asylbewerber wohnen. Trotz Seesicht: Die Gemeindepräsidentin erwartet keine neidischen Reaktionen.

von
som
Der Gemeinderat von Zollikon bietet die Liegenschaft «Am See» dem Kanton als Asylunterkunft an.

Der Gemeinderat von Zollikon bietet die Liegenschaft «Am See» dem Kanton als Asylunterkunft an.

Kein Anbieter/Gemeinde Zollikon

Der Bau aus den 70er-Jahren liegt direkt am Zürichsee, Panorama und Park inklusive. Doch die Senioren, die im Alters- und Pflegeheim «Am See» in Zollikon leben, können sich nicht mehr lange daran erfreuen. Sie ziehen in einen Neubau abseits des Dorfzentrums um.

Ein bisschen Seesicht haben sie nur in den Attikawohnungen im vierten Stock, wo man für 3,5 Zimmer 5700 Franken pro Monat bezahlt. Am vergangenen Samstag wurde das neue Gebäude eingeweiht, das die beiden gemeindeeigenen Alterszentren zusammenführt. Der Umzug war schon lange vorgesehen.

Altersheim hätte verkauft werden sollen

Das Altersheim «Am See» hätte der Gemeinderat ursprünglich für mindestens zehn Millionen Franken verkaufen wollen, wie der ehemalige SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli in der «Weltwoche» schreibt. Die Gemeindeversammlung stimmte im letzten September dem Verkauf mit 101 gegen 100 Stimmen zu. Zwei anonym gebliebene SP-Mitglieder reichten aber Rekurs beim Bezirksrat ein. Auch die ehemalige SP-Bundesrichterin Vera Rottenberg setzte sich für die Blockierung des Vorhabens ein und forderte eine «soziale Lösung»: Angesichts der Flüchtlingsströme lägen etwa Asylwohnungen auf der Hand.

Tatsächlich entschied der bürgerliche Gemeinderat Ende November, dem Kanton die Liegenschaft «Am See» zwischenzeitlich als Asylunterkunft anzubieten. Laut dem Magazin stellt die Gemeinde Zollikon nach dem nun anlaufenden Auszug der Senioren dieses dem kantonalen Sozialamt zur Verfügung. Das Amt zahlt für den Umbau und den Betrieb des Zentrums und voraussichtlich ab Sommer die Betreuung für 120 Asylbewerber.

Gemeindepräsidentin glaubt nicht an Neid

FDP-Gemeindepräsidentin Katharina Kull sagte zur «Zürichsee-Zeitung», dass sie gespannt sei, wie die Zolliker auf das Durchgangszentrum reagieren würden. Dass ein Asylzentrum mit Seesicht zu Neid führen könnte, glaubt sie nicht: Der Seeanstoss bleibe ja für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die Gemeinde ist zudem überzeugt, dass die Asylbewerber in ein paar Jahren wieder ausziehen werden. Ob die eidgenössischen und kantonalen Sozialbehörden dann das Gebäude freiwillig räumen, ist laut der Weltwoche nicht so sicher.

Deine Meinung zählt