Fischenthal ZHDrohen höhere Steuern wegen Problemfamilie?
Sozialhilfe, Heimplatzierungen - eine kürzlich zugezogene Grossfamilie bringt das kleine Fischenthal ZH in finanzielle Nöte. Es droht sogar eine starke Erhöhung des Steuerfusses.

Günstiger, abgelegener Wohnraum macht Fischenthal attraktiv für Familien mit schwierigen Verhältnissen.
Etwas über 2000 Einwohner zählt die Gemeinde Fischenthal im Tösstal. Die Steuereinnahmen betragen jährlich rund zwei Millionen Franken - 87 Prozent davon gehen für Soziales und Sonderschuldung drauf. Kein Wunder: Eine kürzlich zugezogene Grossfamilie schlägt massiv aufs Budget.
Es geht einerseits um Sozialhilfekosten, die sich bei einem Mehrpersonenhaushalt schon mal auf gegen 100'000 Franken belaufen könne. Andererseits sind es schulische und erzieherische Massnahmen für die Kinder. Weil die Mutter überfordert ist, brauchts eine professionelle Familienbegleitung und mehrere Heimplatzierungen. Kostenpunkt: Über eine halbe Million Franken.
Sparbemühungen zunichte gemacht
Bestätigen will diese Zahl gegenüber der «NZZ am Sonntag» zwar niemand. Doch bei der Gemeinde gibt man zu: «Die Kosten übersteigen unsere Kapazitäten massiv.» Am Ende führe wohl nichts an einer starken Erhöhung des Steuerfusses vorbei.
Laut Gemeindeschreiber Roger Winter ist Fischenthal als Landgemeinde mit günstigem, abgelegenem Wohnraum attraktiv für Familien mit schwierigen Verhältnissen. Der Zuzug einer einzigen Familie habe kürzlich sämtliche Sparbemühungen wieder zunichte gemacht.
Hoffen auf neues Gesetz
Gemäss dem Bericht ist Fischenthal kein Einzelfall. Jörg Kündig, Präsident des Zürcher Gemeindepräsidentenverbandes, weiss auch, wo das Problem liegt: Die Massnahmen würde immer teurer und er stellt eine steigende «Anordnungsfreudigkeit» fest. Seit 2013 entscheiden die regionalen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden in der Regel über solche Massnahmen, bezahlten müssen jedoch zum grössten Teil die Gemeinden.
Eine Erleichterung dürfte das neue Jugendheimgesetz bringen, das derzeit beim Kanton in Arbeit ist. Zwei Modelle stehen zur Diskussion - eines davon will die Kosten dem Kanton überwälzen, die Gemeinden würden sich beteiligen. Am Grundproblem ändert sich laut einem Behördenmitglied aber auch so nichts: Am Ende muss der Steuerzahler blechen.