Hightech im OPHier assistiert der iChirurg
Ein Novum für die Schweiz: Tauchen bei einer Operation Probleme auf, können die Chirurgen im Spital Männedorf neu via iPad externe Spezialisten zuschalten.
Das mögliche Szenario: Ein Chirurg operiert seinen Patienten an der Gallenblase, als er Gewebe entdeckt, das auffällig verfärbt ist. Will der Arzt nun die Zweitmeinung eines Kollegen einholen, kann er dies im Spital Männedorf ZH künftig direkt aus dem OP tun. Die vier neuen Hightech-Operationssäle, die das Spital am 5. August in Betrieb nimmt, sind so konfiguriert, dass via iPad jederzeit weitere Ärzte einbezogen werden können.
«Das ist ein Quantensprung», erklärte Jörg Wydler, Chefarzt der Chirurgie, am Donnerstag bei der Präsentation der Räume. «Dass wir mitten in der Operation Expertise von aussen einholen können, ist in der Schweiz einzigartig - das kann Leben retten.» Andere Spitäler würden zwar bereits iPad-Konferenzen abhalten, etwa zu Schulungszwecken, «aber nicht direkt aus dem Operationssaal», so Wydler. Das Ganze funktioniere über eine gesicherte Verbindung, die nur von Fachpersonal benutzt werden könne.
«Entspannteres Operieren»
Die sogenannt cockpitgesteuerten Räume sind noch mit weiteren technischen Raffinessen ausgestattet. Per Touchscreen-Monitor kann der Arzt alle Geräte eigenhändig bedienen. «Das erleichtert einiges», sagte Wydler. «Wollten wir bisher zum Beispiel beim Operieren das Licht löschen, mussten wir jemanden darum bitten - nun können wir selber reagieren.» Die Operation werde dadurch entspannter und geschehe «in einem Fluss». Zum Einzelkämpfer werde der Chirurg trotz der «Cockpit-OPs» nicht, sagte Sven Staender, Chefarzt Anästhesie. «Ohne die Teams, die darin funktionieren, nützt auch der tollste Airbus nichts.»
Der Neubau im Spital Männedorf kostete insgesamt 70 Millionen Franken. Wie viel davon genau in die OP-Säle flossen, konnte die Spitalleitung nicht sagen. Nur so viel: Wollte man sich einen solch topmodernen Operationsraum in die Garage einbauen, müsste man dafür gegen fünf Millionen Franken aufwerfen. Technikfans können die Hightech-Säle am Samstag 27. Juli besichtigen.