Asyl-Unterkunft ZürichIkea-Häuschen zu gefährlich für Messehalle
Peinlich für die Stadt Zürich: Am Tag, an dem sie die Ikea-Häuschen präsentiert hat, kommt aus, dass diese beim Brandtest durchgefallen sind. Nun werden sie wieder abgebaut.
Am gleichen Tag, an dem das Stadtzürcher Sozialdepartement darüber informierte, dass es in einer Messehalle ab Januar 250 Asylsuchende in so genannten Ikea-Häuschen unterbringen will, wurde von der Kantonalen Gebäudeversicherung ein Brandtest mit den Wohneinheiten durchgeführt.
Das Resultat ist ernüchternd: Die Ergebnisse der Tests hätten sehr starke Zweifel an der Einsatzfähigkeit der Wohneinheiten aufkommen lassen, heisst es in einer Mitteilung der Stadt vom Freitagnachmittag. «Nach momentanem Erkenntnisstand wäre die Sicherheit der Bewohner bei einer Verwendung der ‹Shelter› nicht gewährleistet.»
Die Ergebnisse des Brandtests kommen für die Stadt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Noch am Morgen hatte sie zahlreichen Medienschaffenden den Aufbau der geplanten 62 Ikea-Häuschen und ihre Unterbringungspläne präsentiert. 250 Asylsuchende hätten ab dem 4. Januar in die Häuschen in der Messehalle einziehen sollen.
Zwei Gutachten, zwei Ergebnisse
Die Stadt arbeite mit Hochdruck daran, die Konsequenzen der Ergebnisse des Brandtests abzuschätzen. Man befinde sich in engem Kontakt mit anderen Kantonen und Gemeinden, welche auf diese Art der Unterbringung gesetzt hätten sowie mit dem Hersteller, heisst es in der gemeinsamen Mitteilung der Stadt und der Asylorganisation Zürich (AOZ). Die «Shelters» kommen aus Sicherheitsgründen definitiv nicht zum Einsatz und werden wieder abgebaut.
Am Entscheid, die Asylsuchenden in der Messehalle unterzubringen, will die Stadt nichts ändern. «Als mögliche Alternative von Wohneinheiten prüfen wir den Einbau eigener Häuschen aus einem anderen Material wie beispielsweise Holz», sagt AOZ-Direktor Thomas Kunz zu 20 Minuten. Container kämen eher nicht infrage. «Wegen der Lieferfristen müssen wir wohl zu lange warten und ausserdem wären sie von der Grösse her problematisch – das Konzept mit der Unterbringung von 250 Asylsuchenden wäre gefährdet.»
Die UNO-Flüchtlingshilfsorganisation UNHCR halte die Ikea-Häuschen zwar für genügend feuerfest. Auch ein Gutachten aus Schweden attestiere ausreichende Sicherheit. «Darauf hatten wir uns auch gestützt und erhielten sogar das Okay der kantonalen Gebäudeversicherung», sagt Kunz. Doch nach einem neuen Gutachten aus Deutschland, das letzte Woche bekannt geworden war, seien Zweifel aufgekommen. Daraufhin erfolgte der Brandtest der Gebäudeversicherung.
Auch andere Gemeinden und Kantone betroffen
Die so genannten «Shelters» sind Selbstbau-Hütten, die von der Ikea-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR entwickelt wurden. Sie werden weltweit eingesetzt, zurzeit etwa in Griechenland zur Bewältigung der Flüchtlingsströme. Auch der Kanton Aargau oder die Stadt Winterthur planen, Asylsuchende in solchen unterzubringen.
Eine Hütte kostet gemäss Angaben der Zürcher Asylorganisation AOZ mit einer einfachen Einrichtung rund 1500 Franken. Die Stadt Zürich hat 62 Stück gekauft. «Wir werden nun zusammen mit den anderen betroffenen Gemeinden das Geld beim Hersteller der Häuschen versuchen zurückzufordern», so Kunz. «Denn laut Produktebeschrieb sind sie feuerfest, was ja nun gemäss dem neusten Gutachten nicht der Fall ist.» Die Mietkosten für die Halle auf dem Messegelände betragen monatlich 30'780 Franken.
Ziemlich sicher ist zum jetzigen Zeitpunkt: Die ersten Flüchtlinge werden kaum wie vorgesehen am 4. Januar einziehen. «Im Moment gehen wir davon aus, dass sich das Ganze um ein paar Tage verzögern wird», sagt Kunz optimistisch. (rom/sda)