Jeder Polizist muss 200 Bussen pro Jahr ausstellen

Aktualisiert

Uster ZHJeder Polizist muss 200 Bussen pro Jahr ausstellen

Mindestens 200 Bussen fordert die Leistungsvereinbarung von den Ustermer Stadtpolizisten pro Jahr. Entsprechend sind sie Meister im Verteilen.

20M
von
20M
Über 25'000 Ordnungsbussen stellte die Stadtpolizei Uster im vergangenen Jahr aus - darunter etwa Parkbussen.

Über 25'000 Ordnungsbussen stellte die Stadtpolizei Uster im vergangenen Jahr aus - darunter etwa Parkbussen.

Keystone/Digitalsg

Wenn es ums Bussenzettel verteilen geht, mischt die Stadt Uster ZH vorne mit: Über 25'000 Ordnungbussen waren es im letzten Jahr. Das geht aus einer Antwort des Stadtrats auf eine Anfrage der SP hervor, wie der «Zürcher Oberländer» berichtet. Zum Vergleich: Das ähnlich grosse Dübendorf brachte es in der selben Zeitspanne auf gerade mal 3500 – also sieben Mal weniger.

Warum das? Jeder Ustermer Stadtpolizist muss 70 Prozent seiner Dienstzeit im Aussendienst verbringen. Die Bussen bescheren Einnahmen von total bis zu 1,5 Millionen Franken. Vor allem im Juli und August herrscht Hochbetrieb. Hauptgrund dafür ist laut Jörg Ganster, Abteilungsleiter Sicherheit der Stadt Uster, die hohe Anzahl Falschparker am Greifensee. Im Winter dagegen seien die Strassenverhältnisse prekär und die Autos mit Schnee bedeckt. So könne man weniger Übertretungen beweisen.

Polizisten übertreffen Ziel bei weitem

Doch damit nicht genug: Gemäss Leistungsvereinbarung muss jeder Polizist pro Jahr mindestens 200 Ordnungsbussen ausstellen. Erreicht er dieses Ziel nicht, werden Massnahmen zur Unterstützung getroffen. Wobei dies noch nie nötig war – im Gegenteil: Im Schnitt verteilt jeder Polizist 271 Bussen.

«Es wäre doch komisch und dem Sicherheitsempfinden abträglich, wenn wir Übertretungen nicht ahnden würden, wenn wir sie sehen», sagt Ganster. «Ich finde dieses Vorgehen legitim, auch andere Korps haben wohl ähnliche Vorgaben, ohne darüber zu berichten.»

Zumindest in Dübendorf ist dies aber nicht der Fall. «Wir machen keine Vorgaben», sagt Walter Schweizer, Kommandant der Stadtpolizei Dübendorf zum «Zürcher Oberländer». Sie arbeiteten diesbezüglich mit Augenmass.

Verwunderung beim Polizisten-Verband

Selbst beim Schweizerischen Verband der Polizei-Beamten wundert man sich über die hohe Anzahl Bussen in Uster. Aber: «Solche Vorgaben wie in Uster sind durchaus normal und in der Regel auch problemlos erfüllbar», sagt Sprecher Max Hofmann. Er stört sich jedoch daran, dass Bussen ein Budget-Posten sind.

Die Stadt Uster fühlt sich in ihrer Praxis jedenfalls bestätigt: Durch die hohe Präsenzzeit der Polizisten auf der Strasse hat sich das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung verbessert, wie Ganster erwähnt: 80 Prozent fühlen sich in der Nacht in ihrem Quartier sicher – vor zehn Jahren waren es 75 Prozent.

Deine Meinung zählt