Kritik an Leihmutterschaft für CVP-Politiker

Aktualisiert

Stadt ZürichKritik an Leihmutterschaft für CVP-Politiker

Der Zürcher CVP-Stadtratskandidat Markus Hungerbühler zieht ein Kind mit auf, das von einer Leihmutter ausgetragen wurde. In der Partei gibt es deswegen kritische Stimmen.

von
rom
CVP-Stadtratskandidat Markus Hungerbühler.

CVP-Stadtratskandidat Markus Hungerbühler.

Sabina Bobst

Als Markus Hungerbühler sich letzte Woche den Delegierten der Stadtzürcher CVP zur Nomination als Stadtratskandidat empfahl, erwähnte er unter anderem, dass er nun ein Töchterchen mit aufziehen werde. Sein Lebenspartner sei der biologische Vater der Kleinen. Dass sie von einer Leihmutter in den USA ausgetragen wurde, sagte er nicht.

Diesen Umstand nehmen ihm gewisse CVP-Mitglieder übel, wie 20 Minuten von der Basis vernommen hat. Sie finden, eine Leihmutterschaft lasse sich mit dem C der Parteiabkürzung, dem Christlichen, nur schwer vereinbaren. Das Streben nach dem eigenen Glück stehe im krassen Gegensatz zur Menschenwürde. Das würde wohl von vielen CVP-Wählern nicht goutiert.

«Das habe ich nie verheimlicht»

Hungerbühler sieht das entspannt: «Die meisten Stadtzürcher CVP-Mitglieder haben überhaupt kein Problem mit unserer Leihmutterschaft – im Gegenteil, sie freuen sich mit uns.» Er habe als Stadtparteipräsident aber am Rande mitbekommen, dass «ein, zwei» Personen Mühe damit hätten. «Ich respektiere das.»

Der 42-jährige Gemeinderat und Geschäftsleiter des Baumeisterverbands Zürich/Schaffhausen ist sich seit jeher gewohnt, in der CVP etwas exponiert zu sein: «Ich habe nie verheimlicht, dass ich homosexuell bin.» Auch dass er nun ein Kind mit aufziehen werde, habe er der Findungskommission von Anfang an gesagt und die Delegierten darüber informiert: «Nicht sehr forsch, aber ich habe es erwähnt.»

Die CVP sei eine grosse Partei, breit aufgestellt, «da hat es Platz für viele Meinungen und Lebensformen». Genau dafür setze er sich auch in der Fachgruppe LGBTI der CVP Schweiz ein. Zwei Dinge sind Hungerbühler noch wichtig: «Ich bedaure, dass die Kritik an der Leihmutterschaft anonym geäussert wurde.» Grundsätzlich sei dies etwas Privates.» So werde er niemals Hand bieten für Home-Storys.

Für die CVP Schweiz «Privatsache»

Die Haltung der CVP Schweiz ist klar: Sie unterstützt das Verbot der Leihmutterschaft in der Schweiz. Sprecher Thomas Jauch sagt dazu: «Auf die Gesetze im Ausland haben wir keinen Einfluss.» Dass ein CVP-Politiker ein Kind grosszieht, das von einer Leihmutter in den USA ausgetragen wurde, sei dessen Privatsache. Abgesehen davon mische sich die CVP Schweiz nicht in kommunale Wahlen ein. «Uns wird immer wieder vorgehalten, wie wichtig das C für christlich sei, aber wir haben auch ein V für Volk – das darf man nicht vergessen», erklärt Jauch.

Hungerbühler wurde übrigens mit 35 zu 24 Stimmen klar als Stadtratskandidat nominiert. Er soll im nächsten März den Sitz des zurücktretenden Gerold Lauber verteidigen.

Deine Meinung zählt