Podium mit AfD-Vordenker nach Drohungen abgesagt

Aktualisiert

Theaterhaus Gessnerallee ZürichPodium mit AfD-Vordenker nach Drohungen abgesagt

Die massiven Proteste aus Kulturkreisen zeigen Wirkung: Das Theaterhaus Gessnerallee hat das Podium mit AfD-Vordenker Marc Jongen gestrichen.

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Das umstrittene Podium mit Marc Jongen, Philosoph und Chefstratege der Rechtspartei Alternative für Deutschland (AfD), vom 17. März im Zürcher Theaterhaus Gessnerallee findet nicht statt. Das haben die Verantwortlichen des Theaters laut NZZ.ch am Dienstagabend mitgeteilt. Als Gründe nennen sie «Diffamierungen, persönliche Beleidigungen und Erpressung».

Diese hätten trotz differenzierter Medienberichte nicht abgenommen und seien im Gegenteil noch heftiger geworden. Genauer wollte sich der Theater-Sprecher nicht dazu äussern. Nur soviel: Die Veranstaltung wurde als Sicherheitsrisiko für Teilnehmer, Mitarbeiter und Zuschauer betrachtet. Sie hätte gemäss der Mitteilung nur unter dem Schutz der Polizei oder einer Security stattfinden können.

Mitinitiant und Kunstwissenschafter Jörg Scheller sagte gegenüber der NZZ.ch: «Indem man Diskussionen verhindert, erreicht man nur, dass sich die Leute in Filterblasen zurückziehen und sich radikalisieren.» Und die AfD könne sich nun als Opfer zelebrieren. Genau dies habe er verhindern wollen.

«Ziemlich deprimierend»

Die Ankündigung des Podiums hatte unter Kulturschaffenden in der Schweiz und Deutschland zu einem Sturm der Entrüstung geführt: Hunderte forderten in einem offenen Brief das Theaterhaus dazu auf, Jongen keine Plattform zu bieten. Dieser bezeichnete den Widerstand als «ziemlich deprimierend».

Die Initanten des Podiums hatten eigentlich nach den vielen Kritiken eine Vorveranstaltung geplant. An dieser hätte geklärt werden sollen, ob Jongen auftreten soll oder nicht. Dieser Anlass ist nun obsolet geworden.

Das linke Lager war in der Frage, ob man debattieren soll oder nicht, gespalten. Juso-Chefin Tamara Funiciello sagte: «Wer das Gespräch mit Rechten verweigert, gibt ihnen nur Futter für ihre antidemokratischen Positionen.» Wichtig sei aber, dass das Podium ausgewogen besetzt sei.

Politgeograf Michael Hermann hatte für Toleranz plädiert: «Wir reden hier nicht von Mördern oder Verbrechern: Die AfD ist keine verbotene Partei.»

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