Stadt ZürichPolizei filmt heimlich vor Restaurant – wegen Lärm
Zwei genervte Anwohnerinnen haben genug von lauten Restaurantgästen: Sie gehen mit etlichen Lärmklagen gegen das Lokal im Seefeld vor.
Was einst im Zürcher Seefeld ein Kino für Softpornos war, ist seit 2014 ein Edelrestaurant. Die Rede ist vom Razzia neben der Tramhaltestelle Feldeggstrasse. Doch im Moment haben die Gastronomen zu kämpfen – wegen Lärmklagen, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
Einer der Inhaber, Stefan Roth, wurde im September 2016 mit einer Vorladung überrascht: Ein Quartierpolizist zeigte Roth heimlich aufgenommene Videoaufnahmen, wie sich Gäste nach 22 Uhr vor dem Restaurant verabschiedeten – für den Polizisten eine Nachtruhestörung. Deshalb müssten sich die Gäste ab sofort im Innern des Restaurants verabschieden. Und als Roth nachfragte, ob es normal sei, dass Restaurantbesucher und Passanten ohne deren Wissen gefilmt werden, erwiderte der Polizist, Roth solle sich nicht in die Ermittlungen einmischen.
«Sicherheitsdienst, der unsere Gäste vertreibt»
Zur «Gefahrenabwehr» und «Erkennung von Straftaten» darf laut Artikel 32 des Kantonalen Polizeigesetzes heimlich gefilmt werden. Doch «im Bereich Lärmschutz erfolgt die Massnahme nur in Ausnahmefällen», wie Judith Hödl, Sprecherin der Stadtpolizei Zürich, sagt.
Verantwortlich dafür, dass das Restaurant Razzia als ein solcher Fall gilt, sind die zahlreichen Lärmklagen – von zwei Anwohnerinnen. Eine der Frauen begebe sich sogar regelmässig um 22 Uhr ans Fenster. «Befinden sich dann noch Gäste auf der Strasse, zückt sie das Handy und schiesst Fotos», sagt einer der Razzia-Gastronomen, Erik Hämmerli.
Securitys schicken Gäste weg
Schon vor der Vorladung reagierten die Inhaber des Razzia im Frühling 2016 mit Security-Mitarbeitern, die Gäste wegbitten sollten, falls diese sich nach 22 Uhr noch vor dem Eingang des Restaurants aufhalten würden. «Man muss sich das einmal vorstellen, wir bezahlen einen Sicherheitsdienst, damit dieser unsere Gäste vertreibt», sagt Hämmerli zum «Tages-Anzeiger».
Und trotz des hohen fünfstelligen Betrags, den man pro Jahr für diesen Dienst ausgebe, hätten die Klagen der Anwohner nicht abgenommen. Auch eine Einigung am runden Tisch konnte nicht erzielt werden. Eine der Anwohnerinnen spricht von «Sodom und Gomorrha», das sich jeden Abend vor dem Razzia abspiele.
40 Vollzeitstellen stehen auf dem Spiel
Die Gastronomen und Betreiber sehen das Razzia bedroht und mussten schon die Öffnungszeiten anpassen: Früher waren Restaurant und Bar unter der Woche bis zwei Uhr und am Wochenende bis vier Uhr morgens geöffnet – neu schliesst das Lokal um Mitternacht. «Wir verlieren damit jährlich einen hohen sechsstelligen Betrag», sagt Hämmerli. Wegen der neuen Öffnungszeiten und der heimlichen Videoaufnahmen habe das Restaurant schon Stammgäste verloren. Sollte sich nichts ändern, seien 40 Vollzeitstellen bedroht. (20 Minuten)