Roma-Kinder betteln vermehrt in Trams

Aktualisiert

Polizei machtlosRoma-Kinder betteln vermehrt in Trams

Betteln im Tram ist verboten, doch der Polizei sind die Hände gebunden - Kinder sind noch nicht strafmündig. Ein Projekt der Berner Polizei könnte Schule machen.

von
Deborah Sutter
Immer mehr Kinder betteln auch in Trams und Bussen.

Immer mehr Kinder betteln auch in Trams und Bussen.

Ein Mädchen, kaum älter als fünf Jahre, mit langen schwarzen Zöpfen, geht langsam durchs 14er-Tram. Jedem Fahrgast hält es seine hohle Hand unter die Nase. Da und dort werden Portemonnaies gezückt – die meisten aber schütteln den Kopf. Szenen wie diese sind kein Einzelfall: «Es kommt immer wieder vor, dass in unseren Trams und Bussen gebettelt wird», sagt Daniela Tobler, Sprecherin der Verkehrsbetriebe Zürich. Dies sei grundsätzlich verboten. «Wer sich belästigt fühlt, wendet sich am besten an das Fahrpersonal», so Tobler.

Polizei kann wenig machen

Erwischt die Polizei bettelnde Kinder, kann sie wenig tun: «Erstens reden die Kinder in der Regel nicht und zweitens sind sie unter zehn Jahren nicht strafmündig», sagt Stadtpolizei-Sprecher Marco Bisa. Wenn man aber doch mal welche antreffe, würden sie Spezialisten des Jugenddienstes übergeben. «Diese versuchen dann herauszufinden, wer die Kinder und wer ihre Eltern sind und woher sie kommen», so Bisa.

Ein System, wie es die Stadt Bern mit dem Projekt Agora hat, gibt es in Zürich noch nicht. Dort werden speziell Roma-Kinder von der Strasse geholt und in einem Heim aufgefangen, bis klar ist, woher sie kommen. Bisa sagt dazu: «Wir stehen in engem Kontakt mit Berns Polizeikorps und beobachten die Lage sehr genau.» Er warnt zudem davor, Bettlern etwas zu geben: «Das Betteln in Zürich soll so unattraktiv wie möglich bleiben, sonst zieht es wohl noch mehr Bettler an.»

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