Stadt-Seilbahn soll Verkehr eindämmen

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ZürichStadt-Seilbahn soll Verkehr eindämmen

Eine Seilbahn vom A1-Zubringer in Altstetten bis zum HB: So wollen zwei Studenten die Zürcher Strassen entlasten. Ein Verkehrsexperte ist skeptisch.

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Jeden Morgen und Abend das gleiche Bild in Zürich: Stau, nichts als Stau. Eine Stadt-Seilbahn soll nun Abhilfe schaffen. Dies schlagen zwei Studierende des Studienganges Verkehrssysteme an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in ihrer Bachelorarbeit vor. «Besonders in südamerikanischen Städten werden Seilbahnen bereits erfolgreich eingesetzt und ergänzen Trams und Busse», sagt Martina Hauri (26), die mit ihrem Kollegen Florian Högger (25) die Arbeit verfasst hat.

Geht es nach Hauri und Högger, soll die Zürcher Seilbahn Passagiere von Altstetten über das Toni-Areal, den Escher-Wyss-Platz bis zum Hauptbahnhof transportieren und Teil des städtischen ÖV-Netzes sein. «Das Besondere ist aber, dass sie an ein Park-&-Ride-System gekoppelt ist», so Hauri. Will heissen, dass Pendler beim Autobahnzubringer A1 in Zürich-West ihr Auto in ein Parkhaus mit etwa 1200 Plätzen stellen und von dort aus in die Stadt gondeln: «Gemäss unseren Analysen kann der Verkehr so schon erheblich reduziert werden», sagt Hauri. Die Fahrt bis zum HB dauert knapp 13 Minuten: «Zur Rushhour ist man so schneller im Zentrum als mit dem Auto.» Laut Hauri wären mehrere Gondeln für 10 Personen im Einsatz - so könnten pro Stunde und Richtung etwa 3000 Personen transportiert werden: «Das sind etwa so viele wie in einem Tram, das im Vierminuten-Takt fährt.»

«Akzeptanz bei den Pendlern ist fraglich»

Bei der städtischen Dienstabteilung für Verkehr findet man die Idee spannend, wie Sprecher Heiko Ciceri sagt: «Allerdings muss, um eine Entlastung zu erreichen, ein Zeitgewinn resultieren und die Seilbahn sehr leistungsstark sein.» Mit anderen Worten: Die Zufahrt zu den entsprechenden Parkhäusern, die Wegstrecke zwischen Parkplatz und Seilbahneinstieg, die Wartezeiten bei der Seilbahn sowie die Transportdauer müssen kürzer sein als die Zeiten mit dem Auto. «Zudem dürfte eine Umsetzung eine längere Vorlaufzeit benötigen, da viele rechtliche und betriebliche Fragen zu klären sind», so Ciceri.

Markus Knauss, Gemeinderat (Grüne) und Zürcher VCS-Co-Geschäftsführer glaubt hingegen nicht, dass die so genannte Park&Ropeway etwas bringen würde: «Damit die Strassen wirklich entlastet werden, sollten im Parkhaus 10'000 Autos Platz haben - dafür muss man erst einmal einen Investor finden.» Ebenfalls zweifelt er an der Akzeptanz: «Die VBZ hatten bereits ein ähnliches Parkhaus gebaut, um die Pendler zum Umsteigen zu bewegen. Dieses musste aber mangels Interesse geschlossen werden.» Besser sei es, das Auto an einem Bahnhof ausserhalb von Zürich zu parkieren: «Von dort aus kann man mit dem Zug bequem in die Stadt fahren.»

Zürcher Seilbahn-Projekt gewinnt Ideenwettbewerb

Martina Hauri und Florian Högger präsentierten ihre Bachelor-Arbeit am Ideenwettbewerb der Internationalen Salzburger Verkehrstage vom vom 12. bis 15. Oktober vor einem Fachpublikum. Ihr Lösungsansatz wurde prämiert, wie die ZHAW in einer Mitteilung schreibt. Unter dem Thema Smart Mobility waren Projekte gesucht, die sich mit der Frage beschäftigen, wie neue, multimodale Mobilitätslösungen so geplant, gestaltet und finanziert werden können, dass sie langfristig erfolgreich sind und als Bereicherung der Lebensqualität wahrgenommen werden.

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