ZürichStatt Bier kommt kalter Kaffee aus dem Zapfhahn
Im Café Henrici im Niederdorf wird der Kaffee neu aus einem Fass angezapft. Inhaber Christoph Huber hat lange daran getüftelt und sich dabei intensiv mit der Bierbrautechnik befasst.
Christoph Huber zieht den Hebel des Zapfhahns. Langsam fliesst die braune Flüssigkeit ins Glas. Mit dem Schaum sieht das Getränk aus wie ein Guinness-Bier, nur dass kein Tropfen Alkohol darin ist. Stattdessen machen die knapp 2 Deziliter für sieben Franken hellwach, denn der sogenannte «Nitro Coldbrew» enthält so viel Koffein wie zwei herkömmliche Tassen Kaffee.
Getrunken wird er kalt sowie ohne Milch und Zucker. «So schmeckt man die natürliche Süsse des Kaffees am besten», sagt der 31-Jährige, der das Café Henrici im Zürcher Niederdorf mit seiner Schwester Olivia (32) führt. Das liegt an der Zubereitungsart. 16 Stunden brüht der Kaffee im kalten Wasser, bevor er in ein Fass abgefüllt wird. «Weil dort Stickstoff hinzugefügt ist, entsteht im Gegensatz zu herkömmlichen kalten Kaffees eine Schaumkrone», sagt Huber.
Schweizweit einzigartig
Das Henrici ist laut Huber der einzige Gastrobetrieb in der Schweiz mit einem Zapfhahn für Kaffee. Entdeckt hat er das System in den USA und in London. Allerdings war es gar nicht so leicht, Informationen dazu zu erhalten: «Die Café-Betreiber hielten sich sehr bedeckt.» Also begann er zu tüfteln. Vorerst am perfekten Rezept für den «Cold Brew Coffee», den er neben Espresso und Filterkaffee hier schon seit einiger Zeit anbietet.
In den letzten Monaten entwickelte er dann sein Zapfhahn-System – das nötige Wissen holte er sich auch in kleinen Bierbrauereien: «Dort lernte ich viel über die Handhabung von Getränken.» Obwohl das Produkt bisher vor allem von Liebhabern bestellt wird, ist er mit dem Resultat mehr als zufrieden: «Gezapft sieht der Kaffee nicht nur schön aus, er ist auch aromatisch balanciert und weich im Geschmack», sagt er und klingt dabei so, als rede er über Wein.
Ein Fall für andere Lokale?
Apropos Alkohol: Der «Nitro Coldbrew» soll laut Huber einst als Grundlage für Drinks dienen. Huber kann sich in Zukunft auch vorstellen, andere Lokale mit seinem System zu beliefern: «Im Gegensatz zu anderen Zubereitungsmethoden braucht es beim gezapften Kaffee kein grosses Wissen – jeder kommt damit klar.»