Tiefer Fall eines Bordellbetreibers

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Porno und GruppensexTiefer Fall eines Bordellbetreibers

Laut Anklage hat ein Dietiker Bordellbetreiber eine Prostituierte ausgebeutet, geschlagen und gewürgt. Der Mann, der seit Dienstag vor Gericht steht, sieht sich als Opfer eines Racheaktes.

Attila Szenogrady
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Attila Szenogrady

Noch vor wenigen Jahren galt der Beschuldigte als erfolgreicher Schweizer Unternehmer. Laut Staatsanwalt besass der verheiratete Familienvater ein Haus, ein teures Auto und eine eigene Wassersportschule. Zudem war er auch in der Erotikbranche aktiv. So betrieb er in Dietikon ein Studio, das regelmässig Gruppensex-Partys anbot. Zudem stellte er eigene Pornofilme her.

Tiefer Fall

Seit Dienstag steht der Mittvierziger vor dem Bezirksgericht Dietikon. Inzwischen hat er sein Haus, die Ehefrau und seinen Job als Sportlehrer verloren - mit der Folge, dass er heute grösstenteils von der Sozialhilfe lebt. Er muss wegen Förderung der Prostitution, mehrfacher Nötigung, Drohung und Tätlichkeiten mit einer bedingten Freiheitsstrafe von 18 Monaten rechnen. Zudem läuft gegen ihn wegen Verdachts auf Fürsorgebetrugs bereits ein neues Strafverfahren.

«Man hat mir das Leben zerstört», beklagte er seinen tiefen Fall vor den Schranken.

Schwere Vorwürfe einer Prostituierten

Für den Absturz war ausgerechnet eine von ihm ehemals bevorzugte Angestellte verantwortlich. Er hatte die aus Südamerika stammende Prostituierte im Herbst 2007 in seinem Erotikstudio zu seiner stellvertretenden Geschäftsführerin befördert. Es entwickelte sich eine fatale Liebesbeziehung, in der die Frau auch ein gemeinsames Kind auf die Welt brachte.

Im Frühjahr 2009 dann der folgenschwere Bruch: Die Geschäftsführerin meldete sich bei der Polizei und erhob schwere Vorwürfe gegen ihren Arbeitgeber. Sie berichtete über Ausbeutung, Drohungen und gewalttätige Übergriffe. In einem Fall habe er sie gar während der Schwangerschaft mit beiden Händen am Hals gepackt und gewürgt.

Racheakt geltend gemacht

Die Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis leitete eine Strafuntersuchung gegen den Bordellbetreiber ein. Er wurde am 26. März 2009 von der Polizei festgenommen und verschwand für mehrere Wochen in Untersuchungshaft. Von Anfang an wies er die Vorwürfe seiner Ex-Freundin vehement zurück und machte einen Racheakt geltend. Auch am Dienstag vor Gericht, wo die Frau in Abwesenheit des Beschuldigten befragt wurde.

Der angeklagte Bordellbetreiber konnte den Auftritt seiner Ex-Angestellten von einem Nebenzimmer aus per Kamera mitverfolgen. Die Fürsorgeempfängerin brach zu Beginn der Befragung in Tränen aus, fing sich aber bald wieder und wirkte mit der Zeit auffallend selbstsicher. Sie belastete den Beschuldigten erneut massiv und warf ihm vor, dass er sie gegen ihren Willen zu Gruppensex gezwungen habe. Er habe sie immer wieder unter Druck gesetzt, führte sie aus.

Von diesem Standpunkt ging auch der zuständige Staatsanwalt aus. Er sprach von einer glaubhaften Leidensgeschichte der Geschädigten. Im Gegensatz zum Verteidiger, der einen vollen Freispruch forderte. Er bot auch eine Entlastungszeugin aus Deutschland an. Diese habe ebenfalls im fraglichen Club gearbeitet und die Darstellungen der Geschädigten als Lügen und Rachehandlungen eingestuft, plädierte der Anwalt.

Fortsetzung am Donnerstag

Laut Bezirksgericht Dietikon wird der Prozess am Donnerstag fortgesetzt. Es ist noch unklar, ob der Fall dann bereits spruchreif ist.

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