Prostitutions-RegelnVielen Zürcher Bordellen droht die Schliessung
Die Stadt Zürich könnte ab Anfang 2014 zur bordellfreien Zone werden. Neu in Kraft tretende gesetzliche Vorschriften bedeuten für viele Sex-Etablissements das Aus.

Eine Prostituierte in ihrem Zimmer in einem Bordell - solche Orte könnten in Zürich rar werden oder in die Illegalität abgleiten.
In der Stadt Zürich treten Anfang 2014 neue gesetzliche Vorschriften für Bordell-Betreiber in Kraft. Die Prostitutionsgewerbeverordnung (PGVO) ist so kompliziert, dass bisher erst eines von rund 200 Bordellen eine Bewilligung erhalten hat. Insgesamt wurden bisher fünf Gesuche eingereicht. «Vier wurden als ungenügend zurückgewiesen», sagt Peter Rüegger vom Kommissariat Ermittlungen der Stadtpolizei Zürich gegenüber der «NZZ am Sonntag».
Grund für die wenigen Gesuche: Insbesondere die baulichrechtlichen Auflagen seien sehr streng, sagt Stadtmissionleiterin Regula Rother, deren Team vor allem von Frauen geführte kleinere Bordelle unterstützt. Wolle man etwa ein Bordell in einer rein gewerblich genutzten Liegenschaft betreiben, brauche man das offizielle Einverständnis des Besitzers.
Kleine von Frauen geführte Bordelle benachteiligt
Noch schwieriger sei es in einem Quartier mit mehr als 50 Prozent Wohnanteil. Dort müsse nachgewiesen werden, dass in der Liegenschaft schon seit Jahrzehnten sexuelle Dienstleistungen angeboten werden. Hinzukämen weitere Anforderungen, die für den Laien nur schwer nachvollziehbar seien und ohne Beizug eines Anwalts kaum zu bewältigen seien.
Valentin Landmann etwa hat für seine Klienten schon Medienarchive nach alten Inseraten durchsucht, um eine langjährige Nutzung zu belegen. Für viele Bordelle lohne sich dieser Aufwand gar nicht, da die Aussichten auf den Erhalt einer Bewilligung gering seien. «Mindestens die Hälfte der Bordelle hat ein ernsthaftes Problem und wird sich die Schliessung oder den Wegzug aus der Stadt überlegen müssen», so Landmann.
Stadtmissionsleiterin Rother übt darum Kritik an der PGVO. Diese sei vor allem für kleinere Bordelle ein Problem, die unabhängig von einem Bordellbetreiber geführt würden. Doch gerade diese Form der Prostitution sollte aus Sicht von Rother gefördert werden. Ihre Selbständigkeit schütze Frauen bis zu einem gewissen Grad vor Ausbeutung.