Blog Neat-WanderungEin Bad im heissen Pot auf 2052 Metern über Meer
Die Wanderung entlang der Neatroute hat begonnen. Reporterin Annette Hirschberg musste in einen eiskalten Brunnen springen und bereut, ihren Fasi ausgepackt zu haben.
Tag eins meines Wanderblogs. Ich sitze bereits in der Etzlihütte, noch im Kanton Uri, auf 2052 Metern über Meer. Hinter uns liegen rund zwei Stunden Wanderung und rund 800 Höhenmeter. Ein einfacher Start. Und wir hatten Glück: Jetzt wo wir in der Gaststube sitzen und ein volles Glas Bier vor uns steht, regnet es draussen. Unterwegs fielen nur ein paar Tropfen. Und die versetzten uns natürlich schon in Alarmbereitschaft. Wir hielten sofort an, und montierten Regenjacke und Regenschutz für den Rucksack. Dabei dauerte das Tröpfeln nur etwa fünf Minuten. Danach mussten wir wieder halten und alles ausziehen. Aber nach den letzten Tagen rechnet man halt mit dem Schlimmsten.
Sind Sie schon mal auf 2000 Metern in einem heissen Badebottich gesessen. Nicht? Ich schon. Die Etzlihütte hat zwar wie viele Berghütten keine Duschen, dafür gibt es einen Hot-Pot. Das bietet nur noch eine weitere Hütte in der Schweiz. Und: Der Bottich steht so nahe am Rand des Bodens auf dem die Hütte steht, dass man beim Baden übers ganze Etzlital und hinunter auf den Etzlibach sieht. Dieses Zückerchen habe ich mir aber hart verdient. Denn der Weg in den Bottich führt über den eiskalten Brunnen: Dort muss man mit dem ganzen Körper eintauchen, um den Schweiss abzuwaschen. Hüttenwartin Doris, sagt, sie höre immer, wenn im Bottich gewechselt werde: Wegen dem lauten Kreischen der Neuen.
Das Bad ist wichtig. Denn eigentlich wollte ich alles doppelt mitnehmen: Lange Unterhosen, Unterleibchen und einen zusätzlichen Faserpelz-Pulli. Doch kurz vor der Abfahrt morgens um sieben habe ich alles doppelte wieder aus dem Rucksack gezupft – mit einem mega schlechten Gefühl. Aber der Gedanke an die Steigeisen, den Klettergurt und den Pickel, die ich auch noch mittragen muss, haben mich bewogen, mich wirklich nur auf das Nötigste zu beschränken. Am Touranfang in Erstfeld habe ich dann erfahren, dass wir die Steigeisen erst am zweitletzten Tag bekommen. Sie liegen schon in der Maighels-Hütte für uns bereit. Jetzt weine ich meinem Fasi ein paar Tränen nach.
Unterwegs sind wir zu fünft: Bergführer Markus Wey, Thomas, Leo, mein Partner Werner und ich. Markus ist ein wahres Bergführer-Urgestein. 1981 ist er bei der Bergschule Uri eingestiegen, die Alex Clapasson damals frisch gegründet hatte. Er war schon in der ganzen Welt auf den höchsten Gipfeln - auch auf dem Everest. Oben in der Hütte hat er uns erzählt, wie wichtig es ist, in gleichmässigem Tempo den Berg hoch zu laufen.
Dreimal dürfen Sie raten, wer zu Beginn der Wanderung diesen Anfänger-Fehler gemacht hat: Im Übereifer bin ich viel zu schnell voraus den Berg hochmarschiert. Der Rest der Gruppe war klüger und ging hinter Markus, der ein gemächliches Tempo anschlug. Mir lief dafür schon gleich der Schweiss hinunter. Es brauchte eine Weile, bis ich kapierte, dass es Sinn macht, den Bergführer vorauslaufen zu lassen. Immerhin: Morgen passiert mir das nicht mehr.