Der Schweiz drohen stärkere Unwetter

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KlimawandelDer Schweiz drohen stärkere Unwetter

Ob Gewittersturm oder Starkregen: Der Sommer spielt in der Schweiz verrückt. Daran müssen wir uns in Zukunft gewöhnen, sagen Wetterexperten.

am/dwi
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Todes-Gewitter über Frauenfeld, Holz-Tsunami im Eriz, Monster-Regen in Zürich: Mehrere lokale Mini-Unwetter haben seit Anfang Juli die Schweiz heimgesucht. Der Sommer fiel ziemlich ins Wasser und ein Ende ist nicht in Sicht.

Normal ist das nicht, sagt Roland Mühlebach von Meteoschweiz «Weniger die Heftigkeit, sondern die Häufigkeit ist aussergewöhnlich», so der Meteorologe. Die drei eingangs erwähnten Extrem-Ereignisse haben etwas gemeinsam: Die Wettermodelle haben sie nicht vorhergesehen.

Braucht es also zusätzliche Messstationen, um die lokalen Gewittervorhersagen zu verbessern? Der Wetterexperte winkt ab. «Solche Unwetter wie jenes in Zürich sind zu spontan.» Das Messnetz sei in der Schweiz bereits jetzt ausserordentlich gut. Und weiter: «Die Atmosphäre hat etwas chaotisches und zufälliges, uns werden die Grenzen der Meteorologie aufgezeigt», erklärt Mühlebach.

Das bestehende Netz werde jedoch derzeit erneuert: «Der neue Wetterradar wird Regen- und Gewitterzellen genauer erfassen können.» Weiter helfe die verbesserte Satellitentechnologie bei der Früherkennung von Gewitterzellen, die Computermodelle würden weiter laufend verbessert. Klar ist aber: «In der Schweiz ist es sehr schwierig, Gewitter zu simulieren. Denn je mehr Berge und Seen es hat, desto unvorhersehbarer ist das Wetter», sagt Mühlebach.

Starkniederschläge nehmen zu

An die lokalen Mini-Unwetter müssen wir uns also gewöhnen: «Aufgrund der Klimaerwärmung werden Starkniederschläge weltweit zunehmen. In der Schweiz tendenziell auch», sagt ETH-Klimaexperte Reto Knutti. Modelle und Studien zeigten: Je höher die Temperatur steigt, desto öfter kommen extreme Ereignisse vor. Und die Erde heizt sich immer stärker auf: Seit 1900 hat die durchschnittliche Sommertemperatur in der Schweiz um 1,7 Grad zugenommen. Werde der Treibhausgas-Ausstoss nicht massiv eingedämmt, rechnet Knutti bis Ende dieses Jahrhundertes mit einer Erwärmung von bis 5 Grad. «Hitzesommer wie im 2003 werden dann normal sein».

Überschwemmte Dörfer, zerstörte Strassen: Weil die Intensität der Unwetter zunimmt, wird auch das Ausmass der Schäden grösser. Wenn es mehr als 20 Millimeter pro Stunde regnet, entstehen Erdrutsche und Überschwemmungen. Ausserdem gibt es mehr überbaute Flächen. «Wo früher Kühe weideten, stehen heute Wohnblöcke», sagt Knutti. Dementsprechend grösser werde auch das Ausmass der Zerstörung an Häusern und Infrastruktur.

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