Der Tag danach

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Gewitter über der SchweizDer Tag danach

Entwurzelte Bäume, zerschlagene Scheiben, Überschwemmungen: Das Gewitter in der Nacht auf Freitag hat vielerorts für grossen Schaden gesorgt. Besonders heftig traf es die Innerschweiz.

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Hagel, Windböen und Regen fegten über die Deutschschweiz: Eine starke Gewitterzelle ist am Donnerstagnachmittag vom Raum Freiburg/Bern via Zentralschweiz Richtung Ostschweiz gezogen und sorgte für Überschwemmungen, umgekippte Bäume und grossen Sachschaden. Am stärksten wütete das Gewitter zwischen Luzern und dem Toggenburg.

Im Luzern traf es vor allem das Entlebuch und die Agglomeration der Stadt Luzern: Zwischen Schüpfheim und Escholzmatt wurden mehrere Strommasten umgeworfen. In Kastanienbaum, Kriens und Root beschädigte der Wind Dächer und deckte sie teilweise ab. In Kastanienbaum fielen zudem drei Bäume auf ein Gebäude. Mehrere Strassen - vor allem in Horw und Kriens - wurden von Geröll verschüttet oder durch umgestürzte Bäume blockiert. Die Polizei vermeldete bereits kurz vor 18 Uhr über 100 Notrufe.

Mit Schaufeln gegen den Hagel

Im Kanton Schwyz zog das Gewitter von Küssnacht, Arth und Goldau über Rothenthurm und Einsiedeln in die Region Ausserschwyz. Besonders schwer traf es die Gemeinden Altendorf und Lachen. Die Feuerwehr Lachen wurde zu insgesamt 25 Einsätzen aufgeboten, diejenige von Altendorf zu 17 Einsätzen. In Einsiedeln SZ sah es aus wie zur Eiszeit, wie Leser-Reporter Patrick T. berichtete.

«Der Hagel hat die Strasse in eine Piste verwandelt», so der Augenzeuge weiter. Die Leute seien teilweise mit Schaufeln daran, ihre Vorgärten und Strassen vom Hagel zu befreien (siehe Bildstrecke). Die teilweise golfballgrossen Hagelkörner richteten grossen Sachschaden an: Alleine am Klostergebäude zerschlugen sie Dutzende Fensterscheiben.

Bäume blockieren Bahnlinien

In Rothenthurm SZ fiel ein Baum auf das Gleis der Südostbahn (SOB). Der Betrieb auf der Linie Goldau-Rapperswil musste zwischen Rothenturm und Biberbrugg für einige Zeit eingestellt werden. Auch zwischen Teufen und Bühler im Appenzellerland stürzte ein Baum auf die Fahrleitung der Appenzeller Bahnen. Weitere Bäume wurden entwurzelt und kippten auf Strassen - in Waldstatt traf ein Baum ein parkiertes Auto. Auf der Notrufzentrale des Kantons St. Gallen herrschte Hochbetrieb. Es gingen rund 90 Notrufe ein.

Im St. Galler Linthgebiet und im Toggenburg rückten zwölf Ortsfeuerwehren aus, um überschwemmte Keller auszupumpen und umgestürzte Bäume von Strassen zu räumen. Auch in der Stadt St. Gallen gab es Probleme: Eine Unterführung beim Hauptbahnhof stand unter Wasser.

Seerettungsdienst mit zahlreichen Einsätzen

Auf dem Walensee und dem Zürichsee musste der Seerettungsdienst Schiffe und Schwimmer retten, die in Not geraten waren. In Bollingen und in Gommiswald gingen Bäche über die Ufer.

Eine Frau stürzte in Morgarten in der Gemeinde Oberägeri ZG vom Heuboden rund vier Meter in die Tiefe, als sie den Feuerwehrmännern eine Leiter holen wollte. Sie zog sich Kopfverletzungen zu und musste ins Spital gebracht werden.

Grosses Glück hatte im selben Gebiet eine Autofahrerin. Sie suchte auf einem Parkplatz in Morgarten Schutz vor dem starken Hagel, als ein Baum direkt aufs Heck ihres Wagens fiel. Wegen umgestürzter Bäume musste die Strasse zwischen Sattel und Morgarten während Stunden gesperrt werden. In Morgarten wurde ein Teil des Kirchendaches abgedeckt.

Auch am Wochenende kein Badewetter

Keine guten Aussichten gibt es fürs Wochenende: Die Badehose bleibt bei maximal 20 Grad wohl definitiv im Schrank. Verwöhnt werden wieder einmal die Tessiner: Der Nordföhn treibt das Quecksilber dort auch am Wochenende auf 30 Grad hoch. Ab kommender Woche steigen die Temperaturen dann wieder auch in der Deutschschweiz. Bis der Hochsommer aber wieder auf Touren ist, dauert es wohl. (amc/rub/sda)

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Mit 133 km/h

Die kräftigste Böe mit 133 Stundenkilometern hat Meteonews in Schmerikon SG gemessen. Dahinter folgte Luzern mit 104 km/h. Nebst heftigen Winden sorgte das Unwetter vor allem für viel Regen: In Schmerikon fielen innerhalb von rund zehn Minuten 26 Liter Regen pro Quadratmeter. In Wädenswil ZH waren es 35 Liter in 30 Minuten, in Ebnat-Kappel SG 37 Liter im ungefähr selben Zeitraum und in Luzern 25 Liter in 20 Minuten.

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