Öl, Holz und Gewalt – das «Pulverfass» Cabinda

Aktualisiert

Anschlag am Afrika-CupÖl, Holz und Gewalt – das «Pulverfass» Cabinda

Der Angriff auf die Nationalmannschaft von Togo bringt einen «vergessenen Konflikt» in die Schlagzeilen. In der angolanischen Exklave Cabinda findet man auf kleinem Gebiet viele Probleme, unter denen Afrika zu leiden hat.

von
pbl

Als Portugal nach der «Nelkenrevolution» 1974 seine afrikanischen Kolonien überstürzt in die Unabhängigkeit entliess, hätte die Exlave Cabinda ein eigenständiger Staat werden sollen. Doch die sozialistische Regierung Angolas fackelte nicht lange und annektierte 1975 mit Unterstützung kubanischer Soldaten das Gebiet, das mit rund 7300 Quadratkilometern etwa so gross ist wie der Kanton Graubünden.

Der Grund ist einfach: Vor der Küste Cabindas wird seit 1968 Erdöl gefördert. Heute sind es täglich rund eine Million Barrel, was etwa 60 Prozent der gesamten Ölproduktion Angolas entspricht. Dank Cabinda hat Angola inzwischen Nigeria als grösster Ölförderer Afrikas überholt. Ausserdem ist die Region reich an Edelhölzern, zudem gibt es Uranvorkommen.

Schon gegen Portugal gekämpft

Die lokale Bevölkerung (nach unterschiedlichen Berichten zwischen 100 000 und 250 000 Menschen) hat wie so oft kaum etwas vom Reichtum. Die Arbeitslosigkeit soll bis zu 70 Prozent betragen. Den meisten der rund 12 Millionen Angolaner geht es nicht besser. In Cabinda allerdings schüren diese Zustände die Rebellion der Front für die Befreiung der Enklave Cabinda (FLEC), die schon gegen die Portugiesen gekämpft hatte.

Die FLEC ist in verschiedene Gruppierungen zersplittert, die unterschiedlich radikal sind. 2006 unterzeichneten Vertreter von FLEC und der angolanischen Regierung eine Friedensvereinbarung, die allerdings nicht von allen Rebellen eingehalten wurde. Mit der Beschiessung der togolesischen Fussball-Nationalmannschaft haben die Splittergruppen den «vergessenen Konflikt» in die Schlagzeilen gebracht. Und der Generalsekretär der FLEC, Rodrigues Mingas, drohte mit weiteren Anschlägen während des Afrika-Cups.

Trotz Warnung ausgewählt

Bedenken im Hinblick auf die Weltmeisterschaft im Sommer in Südafrika sind jedoch nicht angebracht, denn der «Krieg» um Cabinda ist letztlich ein regionaler Konflikt. Kritik gefallen lassen müssen sich hingegen die angolanische Regierung und der afrikanische Fussballverband (CAF), die Cabinda als Austragungsort wählten, obwohl Rebellen schon im Vorfeld Gewalt angekündigt und Menschenrechtsgruppen sowie Kirchen auf schwere Menschenrechtsverletzungen durch das Militär hingewiesen hatten. (pbl/sda)

Afrika Cup für Anfänger

Unter der Rubrik nimmt Sie 20-Minuten-Online-Sportchef Reto Fehr auf die Reise nach Angola an die Kontinentalmeisterschaften mit und berichtet – eine tägliche Internetverbindung vorausgesetzt – regelmässig aus Afrika. Das fängt bei der mühsamen Visumbeschaffung an, geht über die Unterkunftssuche bis hin zu den erhofften Erlebnissen und vermuteten Problemen im Land.

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