Von der 1. Liga in die Champions-League-Quali

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Vaso VasicVon der 1. Liga in die Champions-League-Quali

Vaso Vasic spielte vor einem Jahr noch mit Schaffhausen in der 1. Liga Promotion. Am Dienstag steht er für GC zwischen den Pfosten - im Champions-League-Quali-Rückspiel in Lille.

Eva Tedesco
Lille
von
Eva Tedesco
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Nein, es war kein «Angstbisi», das den GC-Keeper kurz vor dem Abflug nach Lille schnurstracks auf die Toilette trieb. Denn nervös ist der Ersatzmann von Stammgoalie Daniel Davari, der sich letzten Samstag im Duell mit Sion-Verteidiger Vilmos Vanczak unter anderem einen Bruch des Orbita-Bodens (Augenhöhle) und eine Schulterprellung zuzog und eine Weile pausieren wird müssen, erstaunlicherweise nicht. Auch wenn es für ihn von der 1. Liga direttissima in die Champions League geht - mit einem lediglich zehnminütigen Warm-up in der höchsten Schweizer Spielklasse, absolviert nach dem verletzungsbedingten Aus von Davari.

«Ich war noch dabei, meine Schuhe zu binden, als wir gesehen haben, dass es bei Daniel nicht mehr geht. Nervös war ich gar nicht. Ich habe mich gefreut, dass ich zu meinem ersten Super-League-Spiel komme - und das erst noch beim richtigen Verein», so der 24-Jährige, der vor einem Jahr noch in der 1. Liga Promotion spielte und im Sommer von Schaffhausen zu GC zurückkehrte.

Vom Stürmer zum Torhüter

Ja, Vasic ist tatsächlich ein Rückkehrer. Der in Leuggern (AG) aufgewachsene schweizerisch-serbische Doppelbürger startete seine Karriere in Zurzach - als Stürmer. Über Wettingen kam er zu YF Juventus. Wie aber landet ein Stürmer zwischen den Pfosten? Es sei bei einem Junioren-Turnier in Italien passiert («ich glaube, es war in Piacenza»). «Ich habe mich nach dem Training oft ins Tor gestellt. Als der Goalie ausfiel, musste ich ins Tor.» Damals war er zwölf Jahre alt und der Trainer, der ihn zum Goalie umfunktionierte, war Ricardo Cabanas, der Vater des gleichnamigen, ehemaligen GC-Captains. «Wir sind an dem Turnier Erster geworden und ich habe nur ein Tor erhalten», erzählt Vasic auf der Reise nach Frankreich und schmunzelt.

Er blieb im Tor. Im Alter von 13 Jahren holte ihn Goalie-Trainer Milan Sarovic, der auch Nati-Keeper Diego Benaglio und den ehemaligen GC-Goalie Eldin Jakupovic trainiert hatte, zu den Hoppers. Vasic blieb fünf Jahre, ehe er zu Winterthur wechselte.

RAV statt Bellinzona

2011 erhielt er ein Angebot von Bellinzona und löste seinen Vertrag in Winterthur auf. Ins Tessin ging er aber nicht. Aus persönlichen Gründen («ein Bauchgefühl»). So landete er statt bei Bellinzona auf dem RAV. Rund vier Monate war Vasic arbeitslos, trainierte aber weiter mit Sarovic. Ab Februar 2012 kam er wieder in Winterthur unter und machte dort Schaffhausen-Trainer Maurizio Jacobacci auf sich aufmerksam.

Im Sommer 2014 kehrte der 1,86 Meter grosse Torhüter zu «seinem Verein» zurück und unterschrieb bei GC einen Vertrag bis 2017 (plus Option). «Ich bin mit GC gross geworden. GC ist mein Traumverein, von dem mein Vater und ich schon immer geredet haben. , haben wir immer gesagt», so Vasic. Bei seinem Traumklub kam er bereits im vierten Pflichtspiel der Saison zu seinem Debüt. Das fünfte ist ein Auftritt in der Champions-League-Qualifikation. So schnell kann es im Fussball gehen.

Nur Fussball

Cool beantwortet Vasic die Fragen der Journalisten. Keine Spur von Nervosität. Noch nicht? Der GC-Keeper lächelt charmant und zieht die Augenbraue hoch, so als wollte er sagen: Wieso auch? Tatsächlich aber sagt er: «Es ist immer noch nur Fussball. Es ist immer noch nur ein Ball im Spiel und das Runde darf einfach nicht ins Eckige. Und es geht elf gegen elf.» Sagts, posiert auf der Treppe des Flugzeuges und geniesst seinen (Höhen-)flug.

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