Hooligans«Die Sache ist uns entglitten»
Die St. Galler Justizdirektorin Karin Keller-Sutter braucht deutliche Worte: Das Hooligan-Problem sei den Verantwortlichen von Politik und Sport entglitten. So würden die Chaoten Funktionäre so massiv bedrohen, das diese Stadionverbote wieder aufheben würden.
Sie wisse, dass Vereinsfunktionäre bedroht worden seien, damit sie Stadionverbote zurücknähmen, sagte die St. Galler Justizdirektorin Karin Keller-Sutter in einem Interview der «Mittelland Zeitung» (Montagsausgabe). Und: «Die Bevölkerung muss wissen, dass in diesem Bereich viel gescheitert ist, weil Massnahmen unter Angst und Drohung zurückgenommen wurden.» Laut Insidern würden Funktionäre häufig am Telefon belästigt, zum Teil aber sogar in den eigenen Wohnungen bedroht. Radikale Fans würden auch den Familien der Verantwortlichen Gewalt androhen.
Keller-Sutter ist nach eigenen Angaben ebenfalls bereits von den sogenannten «Ultras» bedroht worden. Im Ausland werde konsequenter eingegriffen und untereinander besser zusammengearbeitet. Zur Situation in der Schweiz sagte sie, die Sportverbände und die Politik hätten «zu lange zugeschaut, die Gewalt wurde als Fankultur verharmlost, die Sache ist uns entglitten».
Unkooperative Vereine bestrafen
Sie appellierte für ein gemeinsames Vorgehen gegen das Problem. Längerfristig gewinne jeder Club, wenn er das Gewaltproblem in den Griff bekomme. «Wir müssen gemeinsam vorgehen, aber wenn ein Verein nicht mitzieht, bekommt er es finanziell zu spüren», sagte sie mit Bezug auf die Möglichkeit, einen Teil der Sicherheitskosten an die Veranstalter zu überwälzen.
Mit der Einführung von Schnellrichtern im Kanton St. Gallen hat man laut der FDP-Regierungsrätin gute Erfahrungen gemacht. «Diese Sprache verstehen die Ultras», sagte sie. Die Schnellverfahren würden auch in anderen Kantonen kommen. So seien in der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren die Staatsanwaltschaften aufgefordert worden, sich über einheitliche Strafrahmen und Bussenkataloge zu verständigen. (dapd)