Bund finanziert ProjektFanarbeiter sollen Hooligans zähmen
Der Runde Tisch gegen Gewalt im Sport geht neue Wege: Der Bund unterstützt neu die Fanarbeit mit Geld. Der Fussballverband und die SBB sollen sich ebenfalls finanziell beteiligen.

Fussball-Krawall auf Zürichs Strassen: Am Sonntag, 17. Mai 2009, kommt es nach dem Spiel FCZ gegen FCB beim Bahnhof Zürich-Altstetten zu heftigen Ausschreitungen.
Bisher wurde der Kampf gegen Hooligans mit repressiven Mitteln wie Alkohol- oder Stadionverboten geführt. Doch jetzt geht der Runde Tisch gegen Gewalt im Sport neue Wege: Die beteiligten Akteure, darunter der Fussballverband und die SBB, wollen in Fussball und Eishockey die Präventionsarbeit mit den Fans stärken. Bereits Geld gesprochen hat der Bund: Er finanziert die Fanarbeit Schweiz 2010 bis 2012 mit insgesamt 110 000 Franken, wie Kurt Henauer vom Bundesamt für Sport Recherchen von 20 Minuten Online bestätigt. Die entsprechende Leistungsvereinbarung sieht unter anderem den Aufbau einer professionellen Geschäftsstelle des Vereins vor. Im Rahmen des Runden Tisches habe sich gezeigt, dass für eine effektive und effiziente Bekämpfung der Gewalt auch die präventive Seite einzubeziehen ist, sagt Henauer. «Mit dieser Leistungsvereinbarung hat der Bund ein Bein in der Fanarbeit und weiss, was abläuft.»
Klare Regelung fehlt derzeit
Die Fanarbeit in der Schweiz fristet derzeit noch ein kümmerliches Dasein. Zwar schreibt die Liga im Fussball und im Eishockey jedem Club einen Fanbeauftragten vor. Dessen Qualifikation und Ressourcen sind aber nicht definiert. Eine professionelle Fanarbeit mit entsprechend ausgebildeten Mitarbeitern haben nur die Clubs in Basel, Luzern, Zürich und Bern, wo sich meist auch die öffentliche Hand finanziell beteiligt. Doch wie unsicher gerade die Finanzierung ist, zeigt Luzern, wo die Stadt ihre Beiträge kürzlich um 45 000 Franken kürzte (20 Minuten berichtete).
Deshalb erarbeitet eine Projektgruppe des Runden Tisches nun ein Konzept zur Fanarbeit. Dieses soll beispielsweise die Details der Finanzierung oder die Anforderung an eine professionelle Fanarbeit regeln, sagt Thomas Gander, Geschäftsleiter der Fanarbeit Schweiz. «In einem ersten Schritt ist es das Ziel, dass jeder Club der höchsten Spielklasse im Eishockey und Fussball ein funktionierendes Modell von Fanarbeit hat, später soll auch die Challenge League beziehungsweise die NLB folgen.» Bis im Sommer soll es verabschiedet werden. Als Vorbild dient Deutschland, wo jeder Club der 1. und 2. Bundesliga eine Fanarbeit-Stelle betreiben muss. Das Geld dafür kommt je zu einem Drittel vom Deutschen Fussball-Bund, dem Bundesland und der Stadt.
Fussballverband und SBB sollen sich beteiligen
Der Schweizerische Fussballverband und die Swiss Football League planen, das Präventionsprojekt mitzufinanzieren. «Wir führen seit einer Weile Gespräche über eine finanzielle Unterstützung für die Fanarbeit Schweiz», sagt Roger Müller von der Football League. Details will er keine nennen, da der Runde Tisch am Freitag noch die letzten Beschlüsse fassen soll. Doch offenbar ist man sich einig: «Die Grösse unseres finanziellen Beitrags ist nicht mehr Gegenstand von Diskussionen», sagt Müller. Vor allem die Organisation des Fanarbeit-Projekts brauche noch die Zustimmung der beteiligten Akteure.
Zu diesen Akteuren gehören auch die SBB, die sich laut Bundesamt für Sport ebenfalls mit Geld beteiligen sollen. Bestätigen mag das SBB-Sprecher Reto Kormann im Hinblick auf den Runden Tisch von Freitag noch nicht. Doch der Wille der Bahn zu handeln, ist da: «Wir wollen nicht weiter zuschauen, wie unsere ungedeckten Kosten ungebremst weiterwachsen», sagt Kormann. Grund für das SBB-Engagement ist der finanzielle Schaden bei Ausschreitungen. Sport-Chaoten verursachen den SBB ungedeckte Kosten von mindestens 2 Millionen Franken pro Jahr.
Nicht finanziell beziffern lassen sich zudem Betriebsstörungen als Folge von Vandalen. Das Präventionsprojekt soll Einsparungen bringen: «Dank der verbesserten Zusammenarbeit mit Fangruppierungen erhoffen sich die SBB eine sichere und pünktliche An- und Rückreise der Fans sowie weniger Schäden an Rollmaterial und Bahnhöfen», sagt Kormann. Und dieses Ziel ist nur zusammen mit den anderen Beteiligten zu erreichen: «Die SBB können nicht isoliert Massnahmen ergreifen, ohne Absprache mit allen Partnern im Umfeld von Sportanlässen.»