Hockey-Fans machen es den Fussballern vor

Aktualisiert

Clubs chartern FanzügeHockey-Fans machen es den Fussballern vor

Fussballclubs sollen künftig für ihre Extrazüge bezahlen. Mit diesem Modell kommt es selten zu Schäden, wie Beispiele aus dem Eishockey zeigen. Ein Blick auf ein Erfolgskonzept.

Lukas Mäder
von
Lukas Mäder
Die SBB haben keine Schäden zu beklagen, wenn Eishockey-Clubs Extrazüge chartern: Archivbild eines verwüsteten Eisenbahnwaggons von 2004.

Die SBB haben keine Schäden zu beklagen, wenn Eishockey-Clubs Extrazüge chartern: Archivbild eines verwüsteten Eisenbahnwaggons von 2004.

Bis Ende Jahr will der Bund Gesetzesänderungen vorschlagen, um die Fussballclubs bei Extrazügen für Fans in die Pflicht zu nehmen. Die Hauptforderung der SBB ist, dass die Vereine die Züge chartern sollen. «Dann muss der Besteller den Extrazug wieder so zurückgeben, wie er ihn erhalten hat», begründete SBB-Sprecher Reto Kormann bereits letzte Woche gegenüber 20 Minuten Online. Das diese Massnahmen wirken dürfte, zeigen die bisherigen Erfahrungen aus dem Eishockey.

In der letzten Saison hatte der Zürcher Verein ZSC dreimal einen Charterzug bestellt, der SC Langnau einen, wie die SBB auf Anfrage von 20 Minuten Online schreiben. Dabei kam es laut Kormann zu keinen Schäden und keinen ungedeckten Kosten. «Die Clubs nehmen ihre Verantwortung wahr, indem eigene Club-Security und Fanbegleiter auf den Zügen präsent sind.»

«Müssen etwas unternehmen»

Der ZSC hat mit dem Chartern auf einen gewalttätigen Vorfall mit Fans reagiert. Auf der Rückfahrt nach einem Spiel gegen den EV Zug demolierten ZSC-Fans einen Speisewagen. «Für uns war danach klar, dass wir etwas dagegen unternehmen müssen», sagt ZSC-Sicherheitschef Bruno Vollmer. Der Club habe danach für ein Auswärtsspiel gegen den EV Zug und die Rapperswil-Jona Lakers je zwei Extrawagen gechartert. Mit dabei waren laut Vollmer auch die Fanarbeiter des ZSC.

Im dritten Fall bestellte der Club einen Charterzug für ein Auswärtsspiel in Langnau. Neben den rund 500 Fans fuhren auch die Fanarbeiter und ein gutes Dutzend Sicherheitsleute des ZSC mit, wie Vollmer sagt. «Wir haben den Fans klargemacht, dass Schäden an den Waggons aus dem Fanfonds beglichen werden.» Den Fonds hat der Club zur Unterstützung von Fanprojekten wie aufwändigen Choreographien geschaffen. Zusätzlich galt auf dem Zug ein Glasverbot. Die Security des Clubs durchsuchte die Fans vor dem Einsteigen. Die Massnahmen waren ein Erfolg, wie Vollmer sagt: «Wir hatten keine Schäden, abgesehen von einem verschmutzten Klo.»

Der ZSC will weiterhin auf Extrawagen setzen, zumindest bei Spielen in Zug und Rapperswil. Denn dorthin reisen die Fans mit der S-Bahn, während bei weiter entfernten Auswärtsspielen Fangruppierungen auf eigene Kosten Reisecars organisieren. «Die Trennung von Fans und normalen Passagieren nützt allen Beteiligten», sagt Vollmer. Dass dabei Kosten anfallen, für die der Fanfonds und die Fangruppierungen mit Spezialaktionen aufkommen, nimmt der ZSC in Kauf. «Es kann ja nicht sein, dass die öffentliche Hand allfällige Schäden bezahlen muss.»

Security des Clubs auf dem Zug

Keine grösseren Probleme mit Eishockey-Extrazügen hat auch die BLS, in deren Gebiet mit dem SC Bern, Fribourg-Gotteron, dem SC Langnau und dem EHC Biel gleich vier grosse Hockeyclubs zu Hause sind. Und dies obwohl die Clubs keine Züge chartern. «Insbesondere Biel ist ein eigentlicher Vorzeigeclub», sagt Stephan Bärtschi, Leiter Security und Event der BLS. Neben den Fanbetreuern seien jeweils auch 15 bis 20 Sicherheitsleute des Clubs dabei. «Wir haben nie irgendwelche Schäden.»

Während die Fans aus Langnau und Fribourg kaum den öffentlichen Verkehr benützen, befördert die BLS zahlreiche SCB-Anhänger. Der Club schicke jeweils Fanbetreuer mit, aber keine eigenen Sicherheitsleute, sagt Bärtschi. In der letzten Saison war dies noch der Fall, nachdem es zu Problemen gekommen war - allerdings beteiligte sich die BLS hälftig an den Kosten. Für die Bahn war es jedoch keine Option, dauerhaft an die Sicherheitskosten des SCB zu zahlen, wie Bärtschi sagt. «Wir verhandeln seit längerem darüber, dass wieder SCB-Security auf den Zügen ist.» Der Verein zeige sich jedoch abwartend - zumal inzwischen die BLS die Präsenz ihrer Sicherheitsleute verstärkt hat.

Xamax erfreut die SBB

Die Fussball-Liga zeigte sich bisher in der Frage der Charterzüge zurückhaltend - so wie die meisten Fussballclubs. Doch es gibt auch Ausnahmen, wie Kormann sagt. In der letzten Saison hat Xamax Neuenburg zwei Extrazüge bei den SBB bestellt, um rund 1400 Fans an das Cupfinal Ende Mai in Basel zu fahren. An Bord des Zuges waren auch Fanbegleiter und Securitypersonal von Xamax. «Wir verzeichneten weder Ausschreitungen noch Schäden», so Kormann. Am gleichen Tag verwüsteten Fans des gegnerischen Teams FC Sion einen Extrazug und verletzten Drittpersonen auf dem Lausanner Perron mit Bierflaschen. Der FC Sion hatte den Zug nicht gechartert.

Deine Meinung zählt