Europa LeagueLehrstunde für den FCZ bei Villarreal
Der FCZ kassiert zwar ein frühes Tor, kann Villarreal aber lange Zeit Paroli bieten. Nach der Pause werden die Zürcher aber von den Spaniern überrollt und verlieren 1:4.
Platz 2 ist nach dem zweiten Fehltritt im dritten Spiel kaum mehr in Reichweite. Leader Villarreal hat sich bereits deutlich abgesetzt in der Gruppe A. Mönchengladbach (fünf Punkte) rückte dank dem 5:0 gegen Limassol ebenso vor. Zürichs Chance auf einen Vorstoss unter die Top 32 ist mit nur einem Zähler bestenfalls minimal.
Lange bewegte sich Zürich dank Marco Schönbächlers EC-Torpremiere (43.) auf ansprechendem Kurs. Eine Lektion bahnte sich nicht an. Innert drei Minuten driftete Zürich dann aber von der Ideallinie ab. Der argentinische U20-Nationalspieler Vietto schloss eine Kombination mit dem 2:1 ab, ehe der Captain Bruno Soriano einen Freistossball wunderbar am vergeblich fliegenden Keeper Da Costa vorbei in die Torecke drehte.
Spanien kein gutes Pflaster
In der Folge taumelte der FCZ nur noch, derweil der frühere Champions-League-Halbfinalist die knapp 10'000 Zuschauer mit raffinierten Spielzügen auch in der Schlussphase vorzüglich unterhielt. «Jeder Fehler wird international bestraft», hatte Urs Meier tags zuvor gewarnt. Seine Prognose bewahrheitete sich - ein letztes Mal, als der Mexikaner Giovanni Dos Santos auf dem Weg zum 4:1 Djimsiti zum schlechtpostierten Statisten degradierte.
Von einem Coup in Spanien war die in der Schweiz derzeit führende Equipe letztlich weit entfernt. Stattdessen bezog sie im fünften Duell mit einer spanischen Equipe die fünfte Niederlage. Und der FCZ reihte sich damit nahtlos unter jene Super-League-Vertreter, die sich seit vergangenem Herbst im Rahmen ihrer vier Gastspiele im Land des Europameisters 19 Gegentreffer eingehandelt haben.
Chikhaouis wertloses Solo
Für einen einzigen temporären Zürcher Lichtblick sorgte Yassine Chikhaoui. Der Kopf der Künstler-Fraktion behauptete dank seiner exzellenten Technik gegen drei Kontrahenten den Ball und besass die Vista für die perfekte Vorlage zum 1:1 Schönbächlers. In jenem guten Moment deutete der FCZ sein spielerisches Potenzial an, das ihm im heimischen Tagesgeschäft in den vergangenen Wochen die Pole-Position eingebracht hatte.
Mehr Programmpunkte hatte der Aussenseiter nicht zu bieten. Auch im zweiten Auswärtsspiel der Gruppenphase erbrachte die Mannschaft (noch) nicht den Nachweis, über den nötigen internationalen Hubraum zu verfügen. Nur den Mangel an Erfahrungswerten auf europäischem Niveau darf der FCZ in seiner Analyse nicht anführen - in der Zürcher Startformation kamen immerhin sieben von elf Akteuren auf eine zweistellige Europacup-Einsatz-Zahl, beim Gegner nur vier.
Der frühe Rückstand
Noch ehe sich der FCZ richtig formiert hatte, verschaffte sich der spanische Favorit den ersten Vorteil. Cani, der 33-jährige Altmeister, seit acht Jahren eine feste Grösse im Verein, schob einen Querpass ins leere Tor. In den Sekunden zuvor hatte Villarreal die Gäste mit höchster Spielkunst ausmanövriert und One-Touch-Fussball in Reinkultur demonstriert. Espinosa passte, Moreno trickste, Cani skorte.
Ein Rückstand nach 360 Sekunden - vor exakt diesem Szenario fürchtete sich der FCZ bereits im Vorfeld. Eine frühe Einladung zum Sturmlauf sei unter allen Umständen zu vermeiden, hatte Urs Meier mehrfach betont. Die Fortsetzung passte dann aber nicht zum Fehlstart. Die Nummer 6 der Primera División beschränkte sich lange auf eine stilsichere Ballzirkulation - so richtig Schubkraft erzeugten die Einheimischen erst im zweiten Abschnitt.
Und Meiers Ensemble reagierte auf den unschönen Auftakt im Prinzip nervenstark. Der FCZ beging nicht den Fehler, sofort zur Gegenoffensive anzusetzen. Er wartete ab, sondierte quasi zunächst einmal die Gefahrenlage. Bis zur 57. Minute fuhr er mit seiner Strategie einigermassen gut. Dann aber verschärfte Villarreal das Tempo ein weiteres Mal - mit gravierenden Folgen für den am Ende absolut chancenlosen und zeitweise zur Schau gestellten Leader der Super League.
Erster Sieg für Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach hat nach zwei 1:1-Remis in der Europa League erstmals einen Sieg eingefahren und ist in dieser Saison im insgesamt 14. Pflichtspiel immer noch ungeschlagen. Das Team von Lucien Favre besiegte zuhause Apollon Limassol 3:0 und ist damit für das nächste Highlight im Wettkampf-Programm bestens gerüstet. Am Sonntag empfangen die «Fohlen» im Spitzenspiel der Bundesliga Bayern München.
Im Spiel gegen Limassol machte Ibrahima Traoré beste Werbung für einen Einsatz gegen die Bayern. Der 26-jährige Stürmer aus Guinea erzielte das 1:0 (11.) und das 3:0 (67.) und bereitete den zweiten Treffer für Branimir Hrgota vor. Auch Patrick Herrmann kurz nach seiner Einwechslung (84.) und Thorgan Hazard in der Nachspielzeit liessen sich als Torschützen feiern. Der Schweizer Nationalgoalie Yann Sommer verbrachte einen äusserst geruhsamen Abend gegen harmlose Zyprer, die mit dem Rumänen Ioan Andone seit sechs Tagen einen neuen Trainer haben.
Lucien Favre ging im Hinblick auf das wichtige Spiel vom Sonntag kein Risiko ein und wechselte in der 70. Minute Granit Xhaka aus. Der Schweizer Internationale hatte sich sechs Minuten zuvor ohne gegnerische Einwirkung eine Verletzung zugezogen, konnte allerdings weiterspielen.
Villarreal - Zürich 4:1 (1:1)
10'000 Zuschauer. - SR Özkahya (Tür).
Tore: 6. Cani (Moreno) 1:0. 43. Schönbächler (Chikhaoui) 1:1. 57. Vietto (Espinosa) 2:1. 60. Soriano (Freistoss) 3:1. 78. Giovani Dos Santos (Gaspar) 4:1.
Villarreal: Juan Carlos; Gaspar, Gabriel Paulista, Ruiz, Marin; Espinosa, Jonathan Dos Santos, Soriano (69. Pina), Cani (74. Tscherischew); Vietto (66. Giovani Dos Santos), Moreno.
Zürich: Da Costa; Philippe Koch, Nef, Djimsiti (84. Elvedi); Yapi, Kukeli; Buff, Chiumiento, Schönbächler (74. Rodriguez); Chermiti (74. Etoundi), Chikhaoui.
Bemerkungen: Villarreal ohne Musacchio, Dorado, Rukavina (alle verletzt), Uche (nicht im Aufgebot/geschont), FCZ ohne Kecojevic, Gavranovic, Sadiku, Rikan, Raphael Koch (alle verletzt), Rossini (krank). Verwarnungen: 51. Kukeli, 63. Soriano, 77. Etoundi (alle Foul).
Borussia Mönchengladbach - Apollon Limassol 5:0 (1:0)
36'000 Zuschauer. - SR Aranowski (Ukr).
Tore: 11. Traoré 1:0. 56. Hrgota 2:0. 67. Traoré 3:0. 84. Herrmann 4:0. 91. Hazard 5:0.
Borussia Mönchengladbach: Sommer; Korb, Stranzl, Jantschke, Wendt; Nordtveit, Xhaka (70. Dahoud); Traoré, Hazard; Hrgota (79. Herrmann), Kruse (46. Raffael).
Apollon Limassol: Vale; Mulder, Charalambous, Merkis, Robert; Gullon (50. Grigore/65. Joao Paulo), Hamdani; Sangoy, Lopez; Guié Guié (70. Meriem), Rezek.
Bemerkungen: Möchengladbach ohne Kramer (geschont). Verwarnungen: 54. Stranzl (Foul). 77. Nordtveit (Foul).
Rangliste:
1. Villarreal 3/7 (9:2)
2. Borussia Mönchengladbach 3/5 (7:2)
3. Apollon Limassol 3/3 (3:11)
4. Zürich 3/1 (4:8)