Geisterspiele: Traurige Tradition in der Schweiz

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Basel – ValenciaGeisterspiele: Traurige Tradition in der Schweiz

Der FC Basel muss sein Viertelfinal-Hinspiel gegen Valencia heute vor leeren Rängen austragen. Das ist kein Novum in der Schweiz: Geisterspiele haben bei uns Tradition.

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Das Viertelfinal-Heimspiel in der Europa League gegen den FC Valencia wird das siebte Spiel im St.-Jakob-Park sein, das der FC Basel vor leeren beziehungsweise halbleeren Rängen austragen muss.

Die härteste Strafe bisher traf den FC Basel nach der unschönen Finalissima vom 13. Mai 2006. Das Tor zum 2:1 für den FC Zürich bedeutete den Meisterstitel und liess bei einigen FCB-Anhänger im St.-Jakob-Park die Sicherungen durchbrennen: Sie stürmten den Platz, es kam zu Schlägereien. Mit Wasserwerfern und Gummischrot wurde gegen die Randalierer vorgegangen. Das Resultat: Verletzte und Verhaftete.

Die Swiss Football League verknurrte die Basler zu Beginn der Saison 2006/07 zu zwei Geisterspielen. Zusätzlich mussten die Fans aus der Muttenzer Kurve noch dreimal draussen bleiben.

Geisterspiel in Belgrad

Nicht immer waren die FCB-Anhänger schuld, dass es zu Geisterspielen kam. Das erste Geisterspiel in der Klubgeschichte der Rotblauen fand am 3. November 2005 in Belgrad statt. Sie erlebten die Partie vor leeren Rängen als Gäste im Marakana-Stadion, in dem sonst 60'000 Zuschauer Platz finden. Die Serben waren bestraft worden, weil die Anhänger von Roter Stern in der Qualifikation den Trainer des kroatischen Vereins Inter Zapresic mit Handys beworfen und Bengalos gezündet hatten.

In Belgrad stand damals Matiás Delgado im Mittelpunkt, der heute wieder für den FCB spielt. Fünf Minuten nach der Führung der Belgrader durch Purovic (25.) verwertete Delgado (30.) einen Penalty zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Und in der 88. Minute war es Delgado, der seinem heutigen Schwager und damaligen Mitspieler Julio Hernan Rossi die Vorlage zum 2:1-Sieg der Bebbi servierte. Dank des Erfolges überwinterte der FCB damals im Uefa Cup.

Erfolgreicher Einspruch gegen Geisterspiele

Am 8. Juli 2009 wehrten sich Ancillo Canepa (FCZ) und Bernhard Heusler (FCB) erfolgreich gegen die SFL und gegen Geisterspiele. Basel und Zürich sollten ihre ersten Heimspiele der Saison vor ganz oder teilweise leeren Rängen austragen – als Folge der schweren Ausschreitungen rund um die Begegnung der beiden Rivalen vom 17. Mai desselben Jahres.

Zwei Monate nach der Einsprache der beiden Vereine hob das Rekursgericht der Liga die ausgesprochenen Strafen auf. Die Klubs kamen mit einer Busse davon. Ebenfalls begnadigt wurde der FC Luzern. Gegen die Innerschweizer wurde ein Geisterspiel verhängt, nachdem im Barrage-Spiel gegen Lugano ein Knallkörper den Assistenzschiedsrichter nur knapp verfehlt hatte. Das Spiel stand vor dem Abbruch.

Es war das Ende der Stadionsperren in der Schweiz für zwei Jahre. Nach dem Abbruch des Zürcher Derbys vom 2. Oktober 2011 wurde im nächsten Duell zwischen dem FCZ und GC eine Teilsperrung der Südkurve angeordnet.

Premiere im Wallis

Das erste Geisterspiel in der Schweiz fand am 19. April 2001 im Tourbillon statt. Es war ein Wiederholungsspiel zwischen dem FC Sion und Servette, weil eine aus dem Sittener Fan-Block geworfene Petarde Servette-Goalie Eric Pédat getroffen hatte. Dieser musste in der Pause verletzt vom Feld. Servette spielte unter Protest zu Ende und verlor 1:2. Die Disziplinarkommission der Liga ordnete ein Wiederholungsspiel an – dieses endete 1:1.

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