Blatter ist sauber - Bin Hammam suspendiert

Aktualisiert

PräsidentenwahlBlatter ist sauber - Bin Hammam suspendiert

Fifa-Präsident Sepp Blatter ist so gut wie wiedergewählt. Die Ethikkommission wies ihm keine Bestechlichkeit nach. Dafür wurden Mohamed Bin Hammam und Jack Warner suspendiert.

Sepp Blatter (l.) und Mohamed Bin Hammam werden wohl keine Freunde mehr. (Bild: Keystone/AP)

Sepp Blatter (l.) und Mohamed Bin Hammam werden wohl keine Freunde mehr. (Bild: Keystone/AP)

FIFA-Präsident Joseph Blatter steht am Mittwoch vor einer problemlosen Wiederwahl für die nächsten vier Jahre. Die Ethik-Kommission sprach ihn am Sonntagabend von sämtlichen Anschuldigungen frei, währenddem Mohamed bin Hammam auf eine Kandidatur verzichtet.

Sowohl Blatter als auch Bin Hammam mussten am Sonntag in Zürich vor der Ethik-Kommission der Fifa erscheinen, nachdem diese eine Untersuchung wegen Korruptionsverdachts eröffnet hatte. Während sich die Anschuldigungen gegenüber dem Walliser als haltlos erwiesen, wurde das Fifa-Exekutivmitglied aus Katar zusammen mit Fifa-Vizepräsident Jack Warner, einem weiteren Vizepräsidenten aus der Karibik, wegen des Verdachts der Korruption vorläufig suspendiert. Die beiden sind zwar nicht schuldig gesprochen worden, das Untersuchungsverfahren müsse jedoch wegen der Schwere der Fälle zwingend fortgesetzt werden, hiess es am Fifa-Hauptsitz beim Zürcher Zoo. Bis dahin ist Bin Hammam und Warner jegliche Tätigkeit im Fussball untersagt. Die Untersuchungen sollen nach der Sicherung weiterer Fakten und Beweise fortgeführt und ungefähr anfangs Juli abgeschlossen werden.

Blatter «reingewaschen»

Die Ethik-Kommission unter dem Vorsitz des Namibiers Petrus Damaseb kam nach achtstündigen Anhörungen zum Schluss, dass bei Blatter nicht von einem Vergehen gegen Artikel 129 des Fifa-Ethik-Codes auszugehen sei. Blatter war von Bin Hammam beschuldigt worden, von Bestechungszahlungen gewusst, diese aber nicht der Ethik-Kommission gemeldet zu haben. Gemäss Damaseb, sei Blatter von Warner vorgängig über ein Treffen des Fussball-Verbandes der Karibik (CFU) am 10./11. Mai in Trinidad mit dem damaligen Präsidentschafts-Kandidaten Bin Hammam orientiert worden. An diesem Treffen sollten die 25 Delegierten mit gesamthaft 1 Million Dollar bestochen werden, damit sie bei der Präsidentschaftswahl am Mittwoch in Zürich ihre Stimme dem Kandidaten aus Katar geben würden. Blatter soll zugegeben haben, dass es dieses Gespräch gegeben hat. Er habe jedoch Warner davor gewarnt und darauf hingewiesen, dass solche Zahlungen illegal seien. Weil die Zahlungen zum Zeitpunkt dieses Gesprächs noch nicht erfolgt seien und er davon abgeraten habe, hätte Blatter keinen Anlass gesehen, die Ethik-Kommission darüber zu informieren. Warner soll abgestritten haben, dass ein solches Gespräch mit Blatter stattgefunden habe.

Neben Bin Hammam und Warner sind durch die Ethikkommission zwei weitere Offizielle der karibischen Fussballunion (CFU), Debbie Minguell und Jason Sylvester, wegen angeblichen Verstössen gegen das Reglement provisorisch gesperrt worden.

Kandidatur zurückgezogen

Wenige Stunden vor seiner Anhörung hatte Bin Hammam am frühen Sonntagmorgen bereits seine Kandidatur als Fifa-Präsident zurückgezogen. «Die jüngsten Vorfälle haben mich in offizieller und privater Hinsicht verletzt und enttäuscht», schrieb der Katarer auf seiner Homepage und begründete seinen Verzicht damit, dass «ich es nicht zulassen kann, dass das Ansehen der Fifa mehr und mehr in den Schmutz gezogen wird». Er war aber dennoch nach Zürich gereist, um seine Aussagen vor der Ethik-Kommission zu machen. Er wolle seinen Rückzug nicht als Schuldeingeständnis einer möglichen Korruption verstanden wissen.

Wahl findet statt

Nach dieser spektakulären und unerwarteten Entwicklung dürfte einer Wiederwahl Blatters am Mittwoch im Zürcher Hallenstadion nichts mehr im Wege stehen. Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke bestätigte am Sonntagabend, dass die Präsidentenwahl wie vorgesehen stattfinde. Allerdings nur noch mit einem Kandidaten, womit Blatter wohl mit Akklamation problemlos für eine vierte Amtsperiode gewählt wird. Nur der Kongress könnte am Mittwoch die Wahl noch absagen oder verschieben. Dafür wäre jedoch eine Dreiviertels-Mehrheit der 208 Delegierten nötig, was als unwahrscheinlich erachtet wird. Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass in den nächsten Tagen bis zur Wahl neue Anschuldigungen auftauchen werden. Der nun suspendierte Warner hatte bereits am Samstag grossspurig einen Fussball-Tsunami angekündigt, «der die Fifa und die Welt treffen und schockieren wird».

Der amtierende Fifa-Präsident kommentierte den Entscheid der Ethik-Kommission in einer kurzen schriftlichen Stellungnahme: «Die Ethik-Kommission hat ihre Urteile gefällt. Dazu möchte ich mich nicht äussern. Nur so viel: Ich bedauere, was in den letzten Tagen und Wochen geschehen ist. Das Image der Fifa hat sehr darunter gelitten, zum Leidwesen der Fifa selbst und aller Fussballfans.» (si)

Die Stimmenversprechen

Europa (Uefa): Empfiehlt Blatter

Afrika (CAF): Empfiehlt Blatter

Ozeanien (OFC): Empfielt Blatter

Südamerika (Conmebol): Empfiehlt Blatter

Asien (AFC): Noch keine Stellungnahme, Vorteil Bin Hammam

Nord-/Mittelamerika und Karibik (Concacaf): Noch keine Stellungnahme, Bestechungsgerüchte

Deine Meinung zählt