BMW spielt ein böses Spiel mit Sauber

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KolumneBMW spielt ein böses Spiel mit Sauber

Schon die Begründung des Ausstiegs aus der Formel 1 war eine Lachnummer. Und jetzt gefällt sich die Münchner BMW-Vorstandsetage in den Verhandlungen mit Peter Sauber in der Rolle des Spielverderbers.

Peter Haab
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Peter Haab

Peter Sauber hat es schon am letzten Freitag gesagt: «Die Herren des BMW-Vorstandes machen mir den Eindruck, dass sie hart bleiben und uns nichts schenken werden. Die BMW-Group und andere Autohersteller haben auf Grund der rückläufigen Absatzzahlen weltweit Tausende von Leuten entlassen. Im Vergleich dazu ist Hinwil lediglich ein Klacks.»

Hinter den Kulissen hat Peter Sauber seit dem letzten Freitag fieberhaft an der Rettung des Rennstalls und an einer Weiterführung des Standortes Hinwil gearbeitet. Die Voraussetzungen dazu waren bis Mitte dieser Woche gar nicht so schlecht. Mit einer Unterschrift unter das «Concorde Agreement» wäre das Team zu 80 Prozent über dem Berg gewesen. Jetzt hat BMW ohne Not die Türe zugeschlagen.

Was bedeutet das?

Erstens: BMW hat in Wirklichkeit gar kein Interesse an der Weiterführung des Teams. Man stelle sich nur vor: Sauber hätte das Team wieder übernommen und wäre dann 2010 erfolgreicher als BMW jetzt. Ein durchaus mögliches Szenario, denn schlechter als in dieser Saison kann es eigentlich gar nicht laufen. Und im Glücksfall wäre Sauber sogar ein Exploit à la Brawn-GP gelungen – es wäre die grösste Ohrfeige, die BMW im Motorsport je eingefangen hätte.

Zweitens: Das BMW-Sauber-Formel-1-Team steht jetzt kurz vor dem definitiven Aus. Dabei hat BMW letzte Woche in der Öffentlichkeit noch verkündet, dass man sich um die rund 400 Angestellten in Hinwil kümmern und eine Lösung für die Zukunft suchen werde. Peter Sauber hätte schon nach wenigen Tagen die ideale Lösung bereit gehabt. Doch die BMW-Vorstands-Etage hat ihn kalt abblitzen lassen. Unbegreiflich, aber wahr – die Herren in München treiben ein böses Spiel mit Sauber. Es geht in erster Linie um Politik und Eitelkeit. Das Schicksal der Arbeitnehmer steht im Hintergrund. Die BMW-Konzernspitze beweist damit: Für sie ist Hinwil im Gegensatz zu Peter Sauber wirklich nur ein Klacks. Ein paar Arbeitslose in der Schweiz bereiten dem Top-Management keine schlaflosen Nächte.

Der Kolumnist

Peter Haab befasst sich seit 30 Jahren mit dem Motorsport und der Formel 1. Der Sportjournalist gibt für 20 Minuten Online sein Insiderwissen preis und kommentiert die aktuellen Vorkomnisse.

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