Keine Zeit für einen Lottergoalie

Aktualisiert

Nach fünf RundenKeine Zeit für einen Lottergoalie

Die 1:3-Niederlage des EV Zug bei den Lakers hat für Torhüter Brian Boucher Konsequenzen. Der US-Goalie wird nach nur fünf Runden durch Eero Kilpeläinen ersetzt.

Marcel Allemann
von
Marcel Allemann

Eero Kilpeläinen kommt, Brian Boucher muss gehen. Die fünfte NLA-Runde stand im Zeichen eines Zuger Spektakel-Transfers auf dem Goalie-Posten.

Boucher wurde nicht wegen der 1:3-Niederlage gegen die Rapperswil-Jona Lakers, zu der er zwei haltbare Treffer beitrug, aussortiert. Der Deal mit seinem Nachfolger Kilpeläinen stand schon, bevor am oberen Zürichsee der Puck eingeworfen wurde. Boucher wurde in den letzten knapp zwei Monaten seit seiner Ankunft in der Schweiz ein Opfer seiner selbst.

Offenbar beging der 36-jährige, von 371 NHL-Spielen gestählte Amerikaner den verhängnisvollen Fehler, unsere Liga nicht ganz ernst zu nehmen. Denn sein physischer Zustand entsprach nicht den Erwartungen an einen Profi-Sportler, der in einem Profi-Team eine Schlüsselposition besetzt. So kam es, dass Boucher von Anfang an unter strenger Beobachtung stand und in dieser Zeit keine Werbung in eigener Sache machen konnte. In der Vorbereitung fiel er wegen Leistenproblemen aus – die Adduktoren sind offenbar seine Achillesferse. Und wenn Boucher spielte, war er schwach.

Nach wenigen Spielen das Messer am Hals

Dies führte dazu, dass Boucher bereits derart massiv in der Kritik stand wie wohl noch kein Spieler in dieser Liga zuvor - bevor überhaupt der erste Match gespielt war. Boucher war nun nicht mehr nur unter Beobachtung, sondern hatte bereits das Messer am Hals. Und entkräften konnte er den negativen Eindruck nicht mehr. Den Anforderungen an einen ausländischen Goalie konnte der Routinier lediglich beim 4:1-Sieg in der dritten Runde gegen Fribourg gerecht werden. In den anderen Partien gelang ihm das nicht, bei der 4:5-Niederlage zum Start in Bern und der 1:3-Pleite zuletzt in Rapperswil-Jona war er sogar ein wesentlicher Faktor dafür, dass Punkte liegen gelassen wurden.

Brutal, aber wahr: Der EVZ hat Boucher nicht mehr vertraut, nicht mehr daran geglaubt, dass er sich in der NLA zurechtfindet und zu einem wirklichen Rückhalt wird und wollte ihm auch nicht mehr die Chance geben, sich mit seinem Stil an die hiesigen Verhältnisse mit anderen Schusswinkeln als in Nordamerika anzupassen. Deshalb hat man in der Zentralschweiz durchgegriffen. Denn für einen Lottergoalie hat man schlicht keine Zeit. Wegen Olympia ist vom Herbst bis zur Weihnachtspause ein Mammutprogramm zu bewältigen und dieses könnte zum Horrortrip werden, wenn man a) einen Goalie hat, der nicht fit ist und b) einen Goalie hat, der die Pucks nicht hält.

Kilpeläinen auch nur als Übergangslösung

In der kommenden Saison kommt Nati-Goalie Tobias Stephan als neuer Zuger Goalie-Heilsbringer. Der Versuch, diese Zeit mit Brian Boucher zu überbrücken, ist schiefgegangen. Nun nimmt man mit Eero Kilpeläinen einen neuen Anlauf. Das ist auch ein kapitales Zeichen an die Spieler. So wissen diese nämlich, dass das Goalie-Überbrückungsjahr für sie nicht auch ein Überbrückungsjahr ist, sondern dass Sportchef Jakub Horak und Trainer Doug Shedden durchaus schon in dieser Saison empfänglich für den zweiten Meistertitel nach 1998 wären.

Deine Meinung zählt