SCB-AnalyseDurchmarsch statt Meister-Blues
Der SC Bern feiert den 15. Meistertitel. Dass die Mutzen den Triumph von 2016 wiederholen konnten, macht diesen Titel noch wertvoller.
Erstmals seit den ZSC Lions vor 16 Jahren gelang wieder einem Team die Titelverteidigung. Den Grundstein dazu legten die Berner um CEO Marc Lüthi bereits letztes Jahr, just als sie sich auf dem Weg zum 14. Titel befanden. Sie verpflichteten Kari Jalonen als neuen Trainer. Zwar erntete Lüthi auch Kritik, weil er dem Meistertrainer Lars Leuenberger nicht mehr vertraute und ihn vor die Türe setzte. Aber im Nachhinein erwies sich diese unpopuläre Massnahme als entscheidendes Mosaikstückchen.
Mit dem Finnen an der Bande war jeder einzelne Spieler vom ersten Training an wieder gefordert. Der 57-Jährige ist nicht dafür bekannt, dass er stundenlang mit den Spielern diskutiert und sich nach deren Seelenleben erkundigt. Der oft mürrisch wirkende Nordländer will Leistung auf dem Eis sehen. Und genau das verhinderte einen Meister-Blues. Noch 2014 hatte der SCB im Jahr nach dem Meistertitel sogar die Playoffs verpasst.
Das beste Kader
Die Lehren aus dieser Peinlichkeit wurden gezogen. Zwar verlief der Saisonstart auch jetzt zäh, aber Panik brach nie aus. Und als die Gegner im Herbst ihre ersten Krisen durchmachten, hatten sich die Berner definitiv gefunden und nahmen immer mehr Fahrt auf, gewannen auch mal neun Mal in Folge. Bloss zweimal reihten sie in den 50 Qualifikationsrunden zwei Niederlagen aneinander. In der Finalserie gegen Zug passierte das nach der 2:0-Führung ebenfalls. Eine Krise gab es deswegen nie. Das war mit dem überragenden Goalie Leonardo Genoni auch gar nicht möglich. Der noch vom vormaligen Sportchef Sven Leuenberger vollzogene Transfer war vielleicht sogar das grössere Puzzleteil als Jalonen.
In den Playoffs kam dann auch der Erfolgshunger wieder zum Ausdruck. Das mag damit zusammenhängen, dass Captain Martin Plüss unbedingt mit einem Titel abtreten wollte. Der Leitwolf trieb auch andere Leader wie Andrew Ebbett oder Thomas Rüfenacht in der entscheidenden Phase zu Bestleistungen an. Dazu kam, dass der SCB über ein breites Kader verfügte. Gegen Biel, Lugano und nun auch im Final gegen Zug blieben die Mutzen letztlich ungefährdet. Ihr Kader war schlicht besser als dasjenige der Gegner.
Spannende Zukunft
Dass die Berner aber nun zum FC Basel des Eishockey mutieren und Titel an Titel reihen, ist nicht anzunehmen. Zwar bleibt Genoni zwischen den Pfosten. Aber mit Captain Plüss fällt der Leithammel weg. Mit David Jobin verlieren die Berner viel Routine auf dem Eis, mit Marc Reichert viel Einfluss in der Kabine. Klar darf davon ausgegangen werden, dass Jalonen erneut eine schlagkräftige Equipe haben und formen wird, aber in entscheidenden Momenten dürften die entstandenen Lücken spürbar sein. Sollte dem SCB 2018 dennoch das Meister-Triple gelingen, wäre das mehr als eine bärenstarke Leistung.