Tobias Stephan ist kein grosser Torhüter

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«Time-out»Tobias Stephan ist kein grosser Torhüter

Keine Frage, Tobias Stephan ist ein guter Torhüter. Aber er hat es beim Spengler Cup verpasst, ein grosser Torhüter zu werden. St. Petersburg und nicht Servette steht im Final.

Klaus Zaugg
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Klaus Zaugg
Tobias Stephan war den Genfern auch am Spengler Cup ein guter Rückhalt. Aber eben nur ein guter. (Bild: Keystone)

Tobias Stephan war den Genfern auch am Spengler Cup ein guter Rückhalt. Aber eben nur ein guter. (Bild: Keystone)

Was ist ein guter Torhüter? Einer wie Tobias Stephan. Einer, der in der Regel mehr als 90 Prozent der Schüsse abwehrt. Einer, der Abend für Abend eine solide Leistung zeigt.

Aber ein grosser Torhüter ist einer, der für sein Team historische Siege heraushext. Hier einige Beispiele: Richard Bucher ermöglicht den Schweizern 1988 beim Olympiaturnier ein historisches 2:1 gegen Finnland. Martin Gerber unserem Nationalteam das 2:0 gegen Kanada beim olympischen Turnier von Turin. Reto Pavoni der Schweiz 2000 in St. Petersburg das 3:2 gegen Russland.

Grosse Torhüter sind in der Regel auch jene, die Meisterschaften gewinnen: Wie Renato Tosio (SC Bern), Ronnie Rüeger (Zug, Lugano), Reto Pavoni (Kloten), Ari Sulander (ZSC Lions) oder Marco Bührer (SC Bern), Jonas Hiller und Leonardo Genoni (Davos).

Die verpassten Chancen

Tobias Stephan hat als Junior Geschichte geschrieben und die U18-Nationalmannschaft 2001 fast alleine in WM-Finale gebracht. Als Junior war ein grosser Torhüter. Aber im Erwachsenenalter ist er eben noch kein grosser Goalie. Er hat mit Servette im letzten Frühjahr den Titel verpasst. Wäre er ein grosser Goalie, hätte Servette das siebte Finalspiel in Bern gewonnen.

Und nun hat er beim Spengler Cup eine historische Chance nicht gepackt. Das Halbfinale zwischen Servette und dem KHL-Spitzenteam St. Petersburg geht als eines der grossen Dramen in die Spengler Cup-Geschichte ein. Der Mannschaft von Chris McSorley gelingt das (fast) perfekte Spiel. Im ersten Drittel eine 3:0-Führung. Und nach dem Ausgleich zum 3:3 bekommen die Genfer das Spiel wieder in Griff. Haben im Schlussdrittel die besseren Chancen (Pfostenschuss inklusive). Doch in der Verlängerung gewinnt St. Petersburg 4:3 und zieht ins Finale ein.

Keinen Fehler gemacht

Es war ein Spiel, das ein grosser Torhüter für Servette hätte gewinnen können. Tobias Stephan hat keinen Fehler gemacht. Er war ein guter Goalie. So gut, dass Servette diesen Halbfinal nicht wegen ihm verloren hat. Aber etwas anderes zählt: Servette hat diesen Halbfinal nicht dank seines Torhüters gewonnen. Deshalb ist Tobias Stephan (noch) kein grosser Torhüter.

Servette hat womöglich eine historische Chance zum ewigen Ruhm verpasst. Die Genfer haben mit ihrem gut strukturierten Spiel die spielerisch besseren, aber zum offensive Schmetterlingsstil neigenden Russen in grösste Schwierigkeiten gebracht. Es war eine der taktisch besten Leistungen, die eine Schweizer Klubmannschaft auf internationalem Niveau gezeigt hat, vergleichbar mit jener der ZSC Lions beim Triumph in der Champions Hockey League. Ganz nebenbei: Die ZSC Lions hatten mit Ari Sulander eben einen grossen Torhüter.

Ich wiederhole mich: Mit einem grossen Torhüter hätte es Servette fürs Finale gereicht.

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