Urs Meier: «Ich bin gerne der Gejagte»

Aktualisiert

Neue RolleUrs Meier: «Ich bin gerne der Gejagte»

Urs Meier besetzt jene Rolle, die in der Super League traditionell dem aktuellen Trainer des FC Basel zusteht. Meier ist für einmal nicht Jäger, sondern Gejagter.

Sandro Compagno
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Sandro Compagno

Geht es nach dem 53-jährigen Zürcher, darf das ruhig so bleiben. «Ich bin gerne der Gejagte», sagt Meier und erklärt: «Es hält die Spieler wach, es hebt ihre geistige und körperliche Spannung und macht alles viel, viel einfacher.» Das ist die eine Seite, die andere ist die persönliche für Meier: «Die Situation macht mehr Spass, als Niederlagen zu erklären und Probleme in der Mannschaft zu lösen.»

DAS Eigentor

Es ist eine neue Rolle für Urs Meier. Als Spieler war er bei den Grasshoppers der fleissige Verteidiger, der den Stars den Rücken freihielt und die defensive Drecksarbeit verrichtete. Jene Szene, die vom Spieler mit der Nummer 2 in Erinnerung blieb, ist ein spektakuläres Eigentor im Cupsieger-Cup 1990 gegen Sampdoria Genua.

Als Trainer hiessen seine Stationen Baden, Solothurn, er war Nachwuchs-Koordinator in Thun und Assistenztrainer bei der Nationalmannschaft Liechtensteins, trainierte Nachwuchsmannschaften beim FC Zürich. Und als er im November 2012 beim FC Zürich den glück- und vor allem erfolglosen Rolf Fringer ersetzte, machte in den Medien das Wort «Billiglösung» die Runde.

Die Geringschätzung verletzte Meier. Auch weil ihm vorgehalten wurde, sein Rucksack sei zu leicht für den anspruchsvollen Job in der Super League. Beim nächsten Gespräch erschien Meier mit seinem detaillierten, mehrseitigen Lebenslauf, der sämtliche Stationen auflistete sowie seine Methodik im Detail beschrieb.

Unbefristeter Arbeitsvertrag

Zwei Jahre später spricht niemand mehr von Billiglösung, obgleich Meier beim FCZ noch immer mit einem unbefristeten, also kündbaren Arbeitsvertrag angestellt ist. Unter Meier spielt der FCZ nicht nur einen sehr attraktiven, sondern auch einen höchst erfolgreichen Fussball.

«Erfolge entstehen im Kopf», steht prominent im Lebenslauf von Urs Meier. Man wird den Eindruck nicht los, dass seine Botschaft bei den Spielern angekommen ist. Künstler wie Yassine Chikhaoui oder Davide Chiumiento sprinten verloren gegangenen Bällen hinterher, Amine Chermiti wirft sich im Cup bei Erstligist Black Stars am eigenen Strafraum in einen Schuss! Das Arbeitsethos Meiers scheint sich auf seine Mannschaft übertragen zu haben.

Am Mittwoch trifft der FCZ im Letzigrund auf den FC Aarau. Obgleich in der Favoritenrolle, warnt Meier vor den Gästen, denen er spielerische Fortschritte attestiert, und verlangt von seiner Mannschaft einen konzentrierten Auftritt: «Wenn man das Gefühl hat, es laufe von allein, kann es schnell abwärtsgehen.»

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