Meistermacher Filipescu ist jetzt «Hausfrau»

Aktualisiert

Zum 10. JahrestagMeistermacher Filipescu ist jetzt «Hausfrau»

Vor 10 Jahren schoss Iulian Filipescu DAS Tor für den FCZ. Heute lebt der Rumäne in der Nähe von Oviedo in Spanien.

E. Tedesco
von
E. Tedesco
Samstag, 13. Mai 2006: 1:1 stand es zwischen Basel und dem FCZ in der Nachspielzeit. Der FCB wäre bei diesem Spielstand Meister gewesen. Wäre, denn dann schlug Iulian Filipescu zu. Der einzige Treffer des rumänischen Abwehrchefs im FCZ-Trikot nach 93 Minuten und 42 Sekunden bedeutete das 2:1 für die Gäste und machte den FC Zürich zum Meister.
Der FCZ beendete eine 25 Jahre dauernde Durststrecke ohne Meistertitel. Die Spieler feierten den 10. Titel in der Klubgeschichte und den ersten Stern auf den Trikots auf dem Balkon im Joggeli.
Was danach geschah, ging als «Schandnacht von Basel» in die Geschichte ein. Chaoten stürmten den Platz, es gab Tumulte und viele Verletzte im und rund um das Stadion. Die Spieler mussten sich wehren. Der Abwehrchef trat auch zu. Filipescu wurde in einem späteren Verfahren mit 500 Franken gebüsst. Begründung: Er habe die Grenze der Notwehr überschritten. Bezahlt hat er sie nie.
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Samstag, 13. Mai 2006: 1:1 stand es zwischen Basel und dem FCZ in der Nachspielzeit. Der FCB wäre bei diesem Spielstand Meister gewesen. Wäre, denn dann schlug Iulian Filipescu zu. Der einzige Treffer des rumänischen Abwehrchefs im FCZ-Trikot nach 93 Minuten und 42 Sekunden bedeutete das 2:1 für die Gäste und machte den FC Zürich zum Meister.

Keystone/Patrick Straub

Der 13. Mai. Noch heute wünscht man sich als FCZ-Fan an diesem Datum traditionell alles Gute und viel Glück. Der 13. Mai 2006, der sich heute zum zehnten Mal jährt, verspricht ein wenig Trost für die geschundene Zürcher Fussballseele. Am 13. Mai 2006 schoss Iulian Filipescu in der 93. Minute das 2:1 in Basel und machte den FCZ zum Meister.

Ausgerechnet mit dem Gau vor Augen jährt sich dieses besondere Kapitel in der Schweizer Fussballgeschichte zum 10. Mal. Das allerdings wusste man beim FCZ nicht, als man den Rumänen mit Heldenstatus zu einem Jubiläumsanlass heute im Volkshaus einlud. Und keiner rechnete beim Gespräch mit Filipescu vor dem Spiel, dass er am Mittwoch in der VIP-Loge Zeuge eines der bittersten Momente des Clubs werden könnte.

Filipescu geniesst das Leben ohne Fussball

«Ich bin kein Held – Polizisten oder Feuerwehrmänner sind Helden», sagt Filipescu mit einem verschämten Lächeln. 42 Jahre alt ist er heute. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern, Hunden und Katzen in Las Mazas, rund 2 Kilometer ausserhalb von Oviedo in Spanien. Nach seinem Abgang beim FCZ 2006 – «Den Grund, warum man mich nicht mehr wollte, kenne ich bis heute nicht» – und seinem Karriere-Ende 2008 nach zwei Jahren in Duisburg hat er das Trainerdiplom gemacht. Nachdem er nach einem Jahr als Trainer der U14 von Oviedo 2014 entlassen worden ist, beschränkt er sich nur noch auf Fussball im TV. «Es ist bequemer vom Sofa aus.»

«Ich arbeite jetzt ohne Lohn - als Hausfrau», sagt er und lacht. Er bringt die Kinder zur Schule, kocht, geniesst das Leben und sein Hobby. Oldtimer haben es ihm angetan. Die Anzahl beziffert er auf «einige», während seine Frau «zu viele» sagt. Darunter eines seiner Lieblingsstücke, ein roter Alfa Romeo Spider, Baujahr 1982, den er noch in Zürich erstanden hat. Drei-, viermal war er in den letzten zehn Jahren in der Limmatstadt, um Freunde zu besuchen. Mit den ehemalige Mannschaftskollegen David Pallas und Francisco Guerrero, der auch in Spanien lebt, pflegt er heute noch Kontakt.

Ein Jubiläumsanlass und ein schwieriger Moment

In Las Mazas weiss man von seiner Vergangenheit als Fussballprofi, aber er wird in Ruhe gelassen. Die Spiele fehlen ihm, auch die Atmosphäre in einer Kabine mit den Kollegen, aber nicht der Stress, den das Leben rund um den Fussball auch mit sich gebracht hat. Nach 16 Profijahren, 7 Meistertiteln, 2 EM- und einer WM-Teilnahme ist er mit sich im Reinen. Die Erinnerung an die 93. Minute an diesem 13. Mai 2006 ist eine «spezielle», auch weil man so einen Moment im Leben nicht oft erlebe. Aber es sei nicht so, dass er täglich in dieser Erinnerung schwelge.

Die Einladung vom FCZ zum heutigen Jubiläumsanlass habe er auch nur angenommen, weil ihn seine Frau gedrängt habe, und so verbringt er zusammen mit seinen Kindern drei schöne Tage in Zürich. Wird Filipescu, der nie ein Mann vieler Worte war und immer noch nicht ist, auch zu den FCZ-Fans reden?

«Natürlich, aber ich weiss noch nicht so genau, was ich sagen werde», so der Rumäne. Es ist auch nicht einfach, über einen ganz speziellen Glücksmoment in der Clubgeschichte zu sprechen, ausgerechnet mit dem Abstieg in die Challenge League vor Augen.

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