Machtwechsel in St. GallenPräsident Dölf Früh tritt zurück
Der nächste Machtwechsel in der Super League: Wie 20 Minuten erfuhr, gibt Dölf Früh das Präsidium des FC St. Gallen ab.
Im Februar machte 20 Minuten die Stabsübergabe beim FC Basel bekannt. Am Freitag stimmten die FCB-Mitglieder nun dem Führungswechsel zu. Völlig überraschend folgt nun der nächste Machtwechsel in der Super League: Am Montagmorgen werden die Sponsoren, Angestellten, Spieler und der Trainerstaff des FC St. Gallen über den Rücktritt von Präsident Dölf Früh informiert.
Der Ostschweizer Unternehmer zieht sich aus gesundheitlichen Gründen zurück. Weitere Details dazu wird der Club erst im Rahmen einer ausserordentlichen Generalversammlung der FCSG Event AG im Mai bekannt geben. Bis die Nachfolge von Dölf Früh geregelt ist, wird Vize-Präsident Michael Hüppi interimistisch übernehmen.
Krise im Herbst hat Spuren hinterlassen
Früh ist seit Dezember 2010 Präsident beim Ostschweizer Erstligisten, nachdem er und fünf weitere Investoren den FCSG mit 10 Millionen Franken vor dem Konkurs gerettet haben. Der Anteil des Ostschweizer Unternehmers, der 2016 von der «Bilanz» unter den 300 reichsten Schweizern geführt wurde, lag bei 2,7 Millionen Franken. Die wirtschaftliche Lage der Espen hat sich in der Amtszeit von Früh stabilisiert. Die sportliche Situation nicht.
Vor allem die Krise im letzten Herbst hat Spuren im Club und dessen Umfeld hinterlassen. Das Zaudern des Präsidenten, der bis anhin nur einen Trainer (Uli Forte 2011) entlassen hatte, sich von Trainer Joe Zinnbauer zu trennen, wurde von vielen Seiten nicht goutiert. Das Aus im Cup gegen den FC Zürich im letzten Oktober wird bis heute Dölf Früh angelastet.
Die freundschaftliche Beziehungen, die der 65-Jährige zum deutschen Trainer pflegt, wird, so munkelt man, nicht gern gesehen, zumal man (auch im VR) geteilter Meinung zur sportlichen Entwicklung unter Zinnbauer ist. Die 1:3-Niederlage am Samstag gegen GC war kaum förderlich, die Früh-Gegner sanfter zu stimmen. Zinnbauer hat einen Vertrag bis Sommer 2018.
Kandidiert Kesseli als Nachfolger?
Spekuliert wird, dass sich im Hintergrund Gruppierungen geformt haben sollen, die über den Rücktritt des Präsidenten – sagen wir – nicht unglücklich sind. Die Nachfolge ist völlig offen, allerdings gibt es Gerüchte, dass sich Pascal Kesseli, aktuell CEO der FCSG Event AG nicht gegen eine Kandidatur wehren würde. Ein Befürworter der Kesseli-Kandidatur soll auch (der nicht unbestrittene) Sportchef Christian Stübi sein.
Was indes klar ist: Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig, zumal die Planungen für die nächste Saison laufen und die GV im Mai dafür zu spät kommt. Sollte Früh seine Nachfolge nicht schnell lösen, könnte der Rücktritt des Präsidenten zu einer unendlichen Sommer-Posse werden.