«Time-out»Peter Guggisberg und die «Hockey-Koalas»
Er ist der heisseste Spieler auf dem Transfermarkt. Der HCD hat trotzdem gute Chancen, dass Peter Guggisberg (25) den auslaufenden Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Wegen des «Koala-Syndroms».

Wird Peter Guggisberg auch bei einem anderen Klub als dem HCD glücklich?
Koala-Bären können nur im Eukalyptus-Wald glücklich sein. Müssen die putzigen Felltierchen von diesen Bäumen herunter, werden sie missmutig und gehen schliesslich ein. «Hockey-Koalas» sind Spieler, die nur unter einem ganz bestimmten Trainer und/oder bei einem Klub funktionieren. Verlassen sie diesen Trainer oder diese Mannschaft, fällt die Leistung zusammen wie eine schlechte Natelverbindung.
«Hockey-Koalas» sind beispielsweise Langnaus Kultstürmer Daniel Steiner oder dessen Teamkollegen, die Zwillinge Sandro und Claudio Moggi. Sie alle «funktionieren» nur in Langnau. Auch Klotens Roman Wick, Gottérons Julien Sprunger und der ehemalige Davoser Andres Ambühl sind klassische «Hockey-Koalas». Wick wird nach seinem Nordamerika-Abenteuer wieder nach Kloten zurückkehren, Sprunger nie bei einem anderen Team spielen als Gottéron und Ambühl hat bei den ZSC Lions nach wie vor nicht 50 Prozent seines Potenzials ausgeschöpft, das er einst in Davos unter Anrno Del Curto erreicht hatte.
Guggisberg ist noch ein Koala
Auch Peter Guggisberg ist (noch) ein «Hockey-Koala». Im Sommer 2003 wechselte er von Langnau nach Davos und Arno Del Curto hat aus «Guggi» einen der schnellsten Stürmer ausserhalb der NHL gemacht. Die grosse Frage ist: Kann der Nationalstürmer seine maximale Leistung auch unter einem anderen Trainer und bei einem anderen Team abrufen? Nein, kann er (noch) nicht. Verlässt er nach dieser Saison den HC Davos bzw. Trainer Arno Del Curto, ist auch die letzte Chance auf eine NHL-Karriere vertan.
Zurzeit leidet der spektakulärste Einzelspieler der Liga noch an den Folgen einer Knieprellung, die er sich im Training durch einen Sturz in die Bande bei einer Hochgeschwindigkeits-Übung zugezogen hat. Deshalb musste er sein Comeback im Spiel gegen Zug nach elf Minuten abbrechen. Er will erst Vertragsverhandlungen führen, wenn er wieder spielen kann. Ein Comeback ist vor dem Spengler Cup geplant, ein Entscheid, wo er nächste Saison stürmt, auch.
Sein Agent Rolf Simmen sortiert die Angebote. Klar ist: Der SC Bern müsste alles Geld in einen Guggisberg-Transfer investieren. Guggisberg ist Berner und der perfekte Spektakelstürmer, um die grösste Zuschauerkulisse Europas zu entzücken. Aber SCB-Sportchef Sven Leuenberger hat bisher nur Schweizer Stars transferiert, die ihre Zukunft schon hinter sich haben (Plüss, Gardner). Guggisberg kann in den nächsten drei Jahren zum bestverdienenden Schweizer Stürmer aller Zeiten werden. Wird und bleibt er gesund, liegt sein Marktwert in der heimischen NLA zwischen 500 000 und 800 000 Franken im Jahr.
Noch kein Alphatier
Aber ist er schon bereit für den «Big Bang». Den grossen Transfer? Die Rolle eines Leitwolfes beim SC Bern oder bei den ZSC Lions? Nein, er ist es noch nicht. Der eigenwillige Berner mit dem weichen Kern ist (noch) kein Alphatier. Er ist im besten Sinne des Wortes ein «ewiger Spieler». Aber er ist noch kein Mann, der den Platz ganz oben in einer Teamhierarchie neben dem Eis zu behaupten vermag. Schon gar nicht in Teams wie dem SC Bern oder oder den ZSC Lions, wo alternde, bald grau werdende aber schlaue Leitwölfe wie Ivo Rüthemann und Mathias Seger ihre Positionen auch politisch abgesichert haben. Beim SC Bern oder bei den ZSC Lions (die beiden einzigen Hockeyunternehmen mit sportlichen Perspektiven, die Guggisberg bezahlen könnten) wäre der HCD-Star nächste Saison verloren. In der NLA ist der HC Davos der Eukalyptuswald für den Hockey-Koala Guggisberg. Am ehesten würde wohl - wie einst bei Marcel Jenni - ein Transfer nach Schweden funktionieren.
Also, alles klar für Guggisbergs baldige Vertragsverlängerung um ein Jahr in Davos? Ja. Ausser der Milliardär Geo Mantegazza, begreift endlich, wie er seinen HC Lugano wieder «grande» machen kann: Durch die Verpflichtung von Arno Del Curto (sein Vertrag in Davos läuft ebenfalls aus) und Peter Guggisberg. Zwei Millionen Franken sollte Mantegazza dafür investieren. Es wäre der spektakulärste Transfer unserer Hockeygeschichte und unsere Hockeylandekarte müsste neu gezeichnet werden.
Dieser Transfer wäre möglich. Denn Arno Del Curto ist kein Hockey-Koala.