«Time-Out» mit Klaus ZauggIrreguläre Meisterschaft - so geht es nicht
Die Lakers haben während der laufenden Meisterschaft das gesamte Coaching-Team der SCL Tigers unter Vertrag genommen – der grösste Skandal seit Einführung der Playoffs (1985/86) und eine Verfälschung der Meisterschaft.
Die NLA ist eine der besten Ligen ausserhalb der NHL. Aber die Glaubwürdigkeit ist dahin, wenn Liga-General Werner Augsburger jetzt nicht handelt.
Die Lakers haben nicht nur Cheftrainer Christian Weber für nächste Saison unter Vertrag genommen, sondern nun auch noch seine beiden Assistenten Marco Bayer und Nick Hess. Das gesamte Coaching-Team wird während der laufenden Saison abgeworben und unter Vertrag genommen – das hat es in der neueren Geschichte des Eishockeys noch nicht gegeben. In Schweden, Finnland, in Kanada oder in den USA wäre es der grösste Sportskandal seit Jahren. Und bei uns? Nichts passiert.
Wir haben damit leben gelernt, dass Spieler vor der Zeit bei der Konkurrenz unterschreiben. Aber etwas ganz anderes ist es, wenn das gesamte Coaching-Team, also die Führung einer Mannschaft, während der laufenden Saison bei der Konkurrenz unterschreibt. Es wäre schon stossend, wenn der neue Arbeitgeber nicht im gleichen Land oder der gleichen Liga spielen würde. Nun aber sind die Lakers ein ziemlich wahrscheinlicher Gegner der SCL Tigers in den Playouts. Also in einer Spielserie, in welcher es um die Existenz geht. Von einer regulären Meisterschaft kann so nicht mehr die Rede sein.
Kritik ist die eine Seite. Hier ist der Massnahmenkatalog, den der neue Liga-Geschäftsführer Werner Augsburger umzusetzen hat.
Erstens: Lakers-Manager Reto Klaus ist der sofortige Rücktritt als Liga-Aufsichtsrat nahezulegen und auf die nächste Versammlung der Nationalliga GmbH sind Ersatzwahlen auf die Traktandenliste zu setzen. Es kann nicht sein, dass ein Manager, der diesen Skandal inszeniert hat, auch noch im Aufsichtsrat der Liga sitzt. Bankräuber sitzen auch nicht in den Verwaltungsräten von Banken. Die Klubvertreter sollen die Chance erhalten, mit dem Wahlzettel ihre Meinung über das skandalöse Treiben der Lakers kundzutun.
Zweitens: Das Management der SCL Tigers setzt ein Zeichen durch die sofortige Suspendierung von Christian Weber, Marco Bayer und Nick Hess. Ausbildungschef Konstantin Kuraschew kann die Mannschaft bis Saisonende coachen. Die SCL Tigers stellen per sofort die Lohnzahlung an Weber, Bayer und Hess ein und provozieren einen Musterprozess vor Arbeitsgericht. Die Langnauer haben erhebliche Chancen auf einen Sieg mit entsprechender Signalwirkung.
Drittens: Bei der nächsten Ligaversammlung ist die Streichung des Auf-/Abstieges für die Saison 2009/10 zu beantragen für den Fall, dass die SCL Tigers und die Lakers in die Playouts müssen. Diese Massnahme ist deshalb gerechtfertigt, weil reguläre Playouts unter den gegebenen Voraussetzungen nicht mehr möglich sind. Es muss im Interesse der Liga sein, eines ihrer populärsten Mitglieder (die SCL Tigers) vor «Zerstörung» durch die Konkurrenz zu schützen. Dafür ist dem Sieger der NLB der direkte Aufstieg zu gestatten und die Saison 2010/11 mit 13 NLA-Teams zu bestreiten. Eine ähnliche Notmassnahme hat es bereits in der Saison 2002/03 gegeben, als die Playouts ebenfalls gestrichen wurden.
Viertens: Konkrete Massnahmen zum inzwischen ausufernden Theater um vorzeitige Vertragsabschlüsse. Was nicht kontrolliert werden kann, sollte nicht verboten werden. Aber es gibt doch Massnahmen, die diese fortgesetzte Zerstörung der Glaubwürdigkeit erschweren. Erstens: Die Verträge der Spieler und Trainer sind bei der Liga zu deponieren. Zweitens: Verträge können nur noch auf speziellen, von der Liga zu einem bestimmten Datum an die Klubs ausgehändigten Papieren aufgesetzt werden. Alle anderen Verträge werden von der Liga bei der Erteilung der Lizenz nicht mehr akzeptiert.
Die Glaubwürdigkeit der Liga steht auf dem Spiel. Hinter dem Erfolg der Nationalliga steht eine jahrelange Aufbauarbeit. Doch diese Glaubwürdigkeit kann in ein paar Wochen verspielt werden. Wir werden in den nächsten Wochen wissen, ob Werner Augsburger nur ein Operetten-Ligamanager und Maulheld oder seines Amtes würdig ist.