«Time Out» mit Klaus ZauggDer ZSC wird von «Lebenslügen» eingeholt
Vor dem Derby gegen Kloten eskaliert in der Organisation der ZSC Lions die Torhüterfrage. Wagt es Trainer Colin Muller, Ari Sulander gegen die Flyers einzusetzen?

Ari Sulander. Gibt der finnische Goalie bei den ZSC Lions sein Comeback? (Bild: Keystone)
Die Organisation der ZSC Lions gilt als eine der besten Talentschmieden im Lande, ja in Europa. Aber ausgerechnet beim Ausbildungs-Farmteam GCK Lions ist der Ausbildungsgedanke diese Saison ad absurdum geführt worden: Im Kader stehen mit Lukas Meili (18), Remo Trüb (19) und Tim Wolf (18) gleich drei der besten Schweizer Goalies ab Jahrgang 1991. Aber diese Saison spielte bisher der 41jährige Finne Ari Sulander im Tor.
Mit dieser «Lebenslüge» ist jetzt Schluss. Am Dienstag soll in Ajoie Lukas Meili das Tor der GCK Lions hüten und Ari Sulander zuschauen. Die zweite Ausländerlizenz neben dem Italo-Kandier Andre Signoretti (31) ist für den lettischen Stürmer Ronalds Kenins (18) vorgesehen. Zumindest ist es am Sonntag so entschieden und Colin Muller verkündet worden.
Sulander-Comeback ist umstritten
Wird der Entscheid nicht umgestossen, so hat Muller damit die Möglichkeit, gegen Kloten Ari Sulander für Lukas Flüeler (22) ins Tor zu stellen. Und damit kommen wir zur zweiten «Lebenslüge» der ZSC Lions: Alle sagen bei jeder Gelegenheit, wie toll Flüeler sei. Aber alle wären froh, wenn Sulander bald den Schweizer Pass hätte (erwartet wird das rote Büchlein um die Weihnachtszeit) damit für ihn keine Ausländerlizenz mehr benötigt wird und Flüeler ersetzen kann. Doch niemand wagt so etwas auszusprechen.
Klar ist: Wenn Muller ausgerechnet fürs Derby gegen Kloten Flüeler das Vertrauen entzieht und Sulander einsetzt, handelt er sich für den Rest der Saison ein noch grösseres Goalieproblem ein.
So oder so zahlt die Führung der ZSC Lions um Manager Peter Zahner und Sportchef Edgar Salis den Preis für den fehlenden Mut zum Neuanfang. Deshalb ist der Job von Sean Simpson seinem vormaligen Assistenen Colin Muller überlassen worden. Und das Zaudern und Zögern in der Torhüterfrage hat sich längst zum Störfaktor entwickelt: Weil sich die Zürcher einfach nicht von ihrem Titanen Ari Sulander trennen können, wird Lukas Flüeler den Schatten des Finnen nicht los. Er verkommt zu einer Art Toni Brunner der Goalies, der wegen der Präsenz Sulanders so wenig ein eigenes Profil entwickeln kann wie Brunner unter dem SVP-Übervater Christoph Blocher.
Folgt Ende Saison der clevere Schachzug?
Die Mannschaft der ZSC Lions steht nominell auf Augenhöhe mit den Kloten Flyers. Sie ist eine der Besten der Liga. Der schwache Saisonstart ist unentschuldbar und auch ein Produkt des zögerlichen Managements. Trainer Colin Muller ist in der ZSC-Krise nicht nur Täter. Er ist auch Opfer.
Weil die Kloten Flyers Favorit sind und die ZSC Lions in der Rolle des Aussenseiters schon die besten Teams Europas und den späteren Stanley Cup-Sieger gebodigt haben, stehen die Chancen gar nicht so schlecht, mit einem Sieg in Kloten die Situation etwas zu beruhigen.
Und vielleicht findet ja Sportchef Edgar Salis den Mut, den grossen Befreiungsschlag wenigstens anzudenken: Arno Del Curtos Vertrag in Davos läuft Ende Saison aus. Das wäre ein Rocken und Rollen im Schweizer Eishockey, wenn Del Curto im nächsten Sommer nach Zürich zügeln und gleich seinen Meistergoalie Leonardo Genoni (23) mitnehmen würde. Schliesslich ist Genoni auch in der Organisation der ZSC Lions ausgebildet worden und hat sein Glück in der Fremde gesucht und gefunden weil auch er nicht an Ari Sulander vorbeikommen konnte.